Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Plötzlich war die Nacht blau.
Das war schon von Weitem zu sehen, als wir auf der Autobahn auf dem Nachhauseweg vom Urlaub waren. Ein Unfall. Die blinkenden Blaulichter von Polizei und Krankenwagen haben die ganze Szene in ein unwirkliches blaues Licht getaucht.
Unwirklich. Das trifft es ziemlich gut. Ich weiß nicht wirklich, was da passiert ist. Aber ich bin ziemlich sicher, dass es für die Betroffenen auch sehr unwirklich war. Ich meine: Du denkst an nichts Böses, willst vielleicht einfach nach Hause und dann passiert plötzlich so was. Kein schönes Urlaubsende.
So was hat man nicht auf dem Schirm. Rechnet im Normalfall nicht damit. Und doch passiert es tagtäglich und zerstört Träume, Wünsche und manchmal Leben. Und dann?
Die Bibel erzählt uns die Geschichte von Jairus (Markus 5,36-43). Seine Tochter ist gestorben mit zwölf Jahren - vielleicht auch ganz plötzlich. Auch ein zerplatzter Traum.
Jairus bat Jesus um Hilfe, weil er gehört hatte, dass Jesus Wunder vollbringen soll. Jesus ist zu der Familie gekommen und hat das Erstaunliche gesagt: „Sie schläft nur!" Er hat alle anderen Menschen hinaus geschickt und zu dem Mädchen gesagt: „Mädchen steh auf" und das Mädchen ist wieder lebendig geworden. Das Erstaunen und sicher auch die Freude waren groß bei der Familie des Mädchens.
Jesus hat nicht so gehandelt, um einen Todesfall ungeschehen zu machen. Jesus hat so gehandelt um uns zu zeigen, dass bei Gott mehr möglich ist, als wir uns vorstellen können. Für Gott ist der Tod, wie ein langer Schlaf.
Selbst nach so einem Unfall, wie er sich oft auf unseren Autobahnen ereignet, ist Leben möglich. Sowohl für die Menschen die zurück bleiben, als auch für den oder die Menschen die ihr Leben verloren haben. Bei Beerdigungen gibt es immer diesen Satz, den Jesus an einer anderen Stelle gesagt hat. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt (Johannes 11,25). Leben im Sterben - klingt paradox. Aber genau das ist meine Hoffnung als Christ. Dass mit dem Tod eben noch nicht alles zu Ende ist. Dass es weiter geht. Die Bibel nennt das das Ewige Leben. Ein ganz neues Leben, in dem alles anders ist - es keine Schmerzen mehr gibt, keine Ungerechtigkeit, keinen Leistungsdruck. Gott macht lebendig - beendet den langen Schlaf. Nur eben nicht sofort.
Ich weiß nicht, ob das in der Situation selbst wirklich ein Trost ist. Aber ich glaube, dass das hilft damit klarzukommen. Neue Träume zu Träumen und irgendwann aus der unwirklichen Situation wieder ins wirkliche Leben zurückzufinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9043
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