Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Die Kurzfassung dessen was Christsein ausmacht, hat es in sich. Es ist nicht so leicht wie man annehmen könnte, sich selbst zu lieben. Manchmal bleibt sogar lange verborgen, welche Seiten im eigenen Leben unbeachtet und ungeliebt  sind. Oft wird das durch die Menschen, die uns am nächsten sind, bewusst. So hat es eine Frau erlebt, die mehr als 20 Jahre mit ihrem Mann verheiratet war. Dann hat sich der Mann in eine jüngere Frau verliebt. Die Ehefrau war erschüttert. Sie war so verletzt, weil sich ihr Mann in eine andere Frau verliebt hat, dass für sie die vielen gemeinsamen Jahre völlig wertlos waren. Sie war so verletzt, dass sie  nicht geglaubt hat, wenn ihr Mann gesagt hat: Ich will mich nicht von dir trennen, du bist eine wunderbare Frau, die ich nicht verlieren will, ich bin selbst erschüttert ... Weil sie nicht gewusst hat, wie sie damit zurechtkommen soll, hat sie sich Hilfe bei einer Therapeutin gesucht. Bald ist ihr dort klar geworden, dass sie ihren Wert als Frau vollkommen von ihrem Mann abhängig gemacht hat. Er war der erste Mann vor 20 Jahren, der ihr gesagt hat, dass sie schön ist und der sie offen begehrt hat. Der erste, der ihr Schmuck und Kleidung geschenkt hat. Bis sie ihn kennen gelernt hat, war es ziemlich bedeutungslos, dass sie eine Frau ist. Sie selbst hat sich unattraktiv gefunden. Schon als Kind hat niemanden interessiert, dass sie ein Mädchen ist. Als junge Frau war sie unauffällig und ist für ihr Aussehen eher kritisiert als bestätigt worden. Damals hat sie niemandem gezeigt wie sehr sie das verletzt hat.  An all das hat sich die Frau erinnert, weil für ihren Mann eine andere Frau außer ihr attraktiv und begehrenswert war. Mit Hilfe der Therapeutin hat sie aus Brennesseln Brennesseltee  machen können - aus einem brennenden Schmerz ein Heilmittel. Sie hat angefangen, ihren Wert als Frau selbst zu erkennen und zu schätzen. Ihrer Ehe hat das gut getan.
Krisen in Partnerschaften können ganz verschiedene Gründe haben. Meistens ist nicht nur ein Partner verantwortlich dafür. Ich habe die Geschichte einseitig aus der Perspektive der Frau erzählt, weil sie zeigt, wie überraschend auf uns zukommen kann, was Christsein ausmacht. Gott sei Dank ist in der Frau durch den Schmerz hindurch mehr Liebe gewachsen zu sich selbst, zu anderen Frauen und zu ihrem Mann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8976
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