Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Du sollst nicht lügen!" heißt eines der 10 Gebote Gottes - meinen viele. Im genauen Wortlaut in der Bibel aber heißt es: „Du sollst nicht falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten".
Es geht also zunächst mal um Zeugenaussagen in einem Rechtsverfahren und nicht um das Lügen im Alltag. Ich soll nicht etwas Falsches über jemanden aussagen, damit ich selber oder andere einen Vorteil davon haben.
Dabei ist die Wahrheitstreue von Zeugenaussagen ganz schön schwer herauszufinden. Man braucht bloß mal 4 verschiedene Personen aus 4 verschiedenen Blickwinkeln den Hergang eines Unfalls schildern lassen. Dabei braucht keiner ein eigenes Interesse zu haben, dass einer der Unfallgegner besser weg kommt. Man bekommt trotzdem 4 Varianten des gleichen Unfalls.
Zeugenaussagen sind also immer nur eine Teilwahrheit. Jeder macht seine Aussage aus seiner Perspektive. Das Gericht muss sich aus diesen Teilaussagen dann ein Gesamtbild machen.
Das Gebot will, dass keiner der Zeugen gegen irgendjemanden der Beteiligten etwas Unwahres aussagt um ihn bewusst zu schädigen. Es geht also um Rechtssicherheit. Niemandem soll Unwahres zum Nachteil werden.
Ich finde, das gilt für unseren Alltag auch. Auch da kann es nicht sein, dass über Menschen etwas Unwahres gesagt wird.
Wie leicht kann ein Mensch in der Wertschätzung seiner Verwandten, Nachbarn oder Freunde sinken, nur weil jemand Halbwahrheiten über ihn verbreitet? Wie leicht kann mein Ruf geschädigt werden, nur weil jemand Kokolores über mich erzählt? Ich will nicht, dass mir das passiert. Und darum mahnt mich das Gebot, auch über andere nur Wahres zu sagen.
Das Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten" will also das Ansehen und die Würde von Menschen schützen.
Ich will, dass mein Ruf geschützt bleibt. Deswegen bin ich dankbar wegen der Schutzbemühungen Gottes in diesem Gebot. Und ich will versuchen, mich daran zu halten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8898
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