SWR1 3vor8

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„Wir sind Gottes Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken" (Eph 2, 10)

Bill Gates will die Hälfte seines Vermögens spenden. Andere Superreiche auch. Viele Milliarden für wohltätige Zwecke würden so zusammenkommen. Aber es melden sich Bedenkenträger. Leute haben Sorge, dass die Milliardäre sich damit gewissermaßen ein reines Gewissen erkaufen wollen. Oder dass sie Einfluss nehmen wollen bei den Organisationen, für die sie spenden. Mich ärgert das. Sollen sie ihre Milliarden lieber für sich behalten? Darf nur der Gutes tun, der ein durch und durch guter Mensch ist und edle Motive hat? Die Welt ist voller Farben und das Dunkle liegt dicht neben dem Hellen. Auch in jedem einzelnen Menschen.
Deshalb, finde ich, soll jeder Gutes tun so viel und wie er kann - damit das Helle mehr wird in der Welt. Das ist der Sinn des Lebens, glauben wir Christen. So jedenfalls schreibt es der Apostel Paulus: „Ihr seid Gottes Werk - geschaffen zu guten Werken" Anderen Menschen beistehen mit den Gaben und Fähigkeiten die jeder einzelne hat - dazu sind wir da. Die Frau, die jede Woche die alten Leute im Pflegeheim besucht, der Banker, die samstags den Spielplatz in dem sozialen Brennpunkt herrichten und auch Bill Gates mit seinen Milliarden.
Und das sollten wir uns nicht gegenseitig madig machen und misstrauisch nach dem Haar in der Suppe suchen. Denn die zweite Hälfte in diesem Satz, die gehört eben auch dazu: Wir sind Gottes Werk.
Gottes Werk - seine Geschöpfe. Wir Menschen sind nicht unfehlbar. Wir machen Fehler. Wir sind nicht allmächtig - sondern manchmal hilflos und oft ratlos. Allmächtig und unfehlbar ist nur Gott selber. Menschen aber sind nicht Gott. Menschen sind nicht perfekt. Menschen machen Fehler. Manchmal schlimme Fehler. Das gehört zum Menschsein dazu.
Deshalb sollte niemand von sich selber verlangen, perfekt zu sein. Und auch nicht von anderen - nicht von den eigenen Kindern, nicht von den Kollegen, nicht vom Lebenspartner, auch nicht von den Politikern und den Wirtschaftsführern. Auch die sind Menschen und machen Fehler.
Und Gott selbst hat gezeigt, dass wir damit leben können, schreibt Paulus auch in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus. Ich muss mich nicht verstecken. Ich muss nicht abtauchen und mich gewissermaßen tot stellen, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Barmherzigkeit, schreibt Paulus. Gnade. Güte. Gott geht barmherzig um mit seinen Geschöpfen. Er weiß ja, wie ich bin. Dass ich nicht perfekt bin und Fehler mache.
Immer öfter denke ich: wir sollten uns daran ein Beispiel nehmen. Barmherziger sein mit denen, die Fehler gemacht haben. Dann können wir auch barmherzig sein mit uns selber. Und Gutes tun - jeder mit den Möglichkeiten, die er hat.

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