Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Es ist immer wieder schön, jung zu sein" - das sagte ein - ich vermute - 15-Jähriger zu seinem Freund. Beide strahlten über das ganze Gesicht. Ich saß ihnen gegenüber im Bus und musste schmunzeln. „Es ist immer wieder schön, jung zu sein" - recht haben die beiden und ich gönne es ihnen, dachte ich. Ihre Zukunft ist noch offen. So manche Fehler von uns Erwachsenen haben sie noch nicht gemacht. Und sie müssen so manches nicht bereuen. Sie können das Leben noch unbeschwert genießen. Aber nicht nur. Noch jung sein heißt nicht einfach eine rosige Zukunft vor sich haben. Die beruflichen Aussichten sind oft schwierig. In Sachen Beziehung müssen sie ihre eigenen Erfahrungen machen. Ich wünsche den jungen Leuten,  dass ihre Träume vom Leben wahr werden. Dass sie herausfinden, was sie wirklich wollen, dass sie sich ein Ziel setzen und sich nicht davon abbringen lassen, es sich nicht ausreden lassen. Dass sie an eine Sache glauben, und dass sie Menschen finden, die an sie glauben, die ihnen das zutrauen. Und wenn die Zeit kommt, dass sie sich entscheiden: für eine Partnerin oder einen Partner, für einen Beruf, sogar für eine Lebensaufgabe. Es gilt aber auch das: Vielleicht kommt alles ganz anders. Ich bin jetzt 67 Jahre alt. Die Wirklichkeit hat mich nüchtern gemacht. Ich weiß nicht mehr so viel, wie ich in jungen Jahren zu wissen meinte. Die Fragen sind mehr geworden und die Antworten weniger. Sei's drum. „Es ist immer wieder schön, jung zu sein" -  der Spruch der beiden Jungs hat mir gefallen, und ich habe ich mich für sie gefreut. Für die beiden und die anderen jungen Leute habe ich im Stillen gebetet, dass sie ihren eigenen Weg finden und auch gehen können, und dass es für sie -  alles in allem -  ein guter Weg wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8833
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