Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Können Sie noch ohne? Ohne Internet meine ich und ohne PC? Oder müssen Sie auch immer „noch mal eben" die e-mails checken und dann besser auch gleich beantworten und deshalb noch schnell dies nachschauen im Netz und jenes recherchieren?
Wenn meine Kinder zu Besuch kommen, packen Sie jedenfalls zuerst den Laptop aus. Den haben sie immer dabei. Da zeigen sie mir ihre Urlaubsbilder. Und dann müssen sie noch eben nachschauen, wer gerade online ist. Und der neue Film, ob der vielleicht in der Stadt läuft. Und die Hauptdarstellerin, was über die wohl im Netz steht. Und auf einmal ist eine Stunde rum und eigentlich sind sie gar nicht richtig da. Sondern irgendwo im Netz. Dieser PC mit seinem Netz - die können einen ganz schön beschäftigt halten.
Das hat anscheinend auch der amerikanische Autor William Powers so erlebt. Der hat jetzt mit seiner Familie den „Internetsabbath" verabredet. Am Wochenende nicht auf den Bildschirm glotzen und nicht im Netz unterwegs sein, sondern einander ansehen, miteinander reden und gemeinsam unterwegs sein. Was mit Freunden, Kollegen und Arbeitgebern im Netz zu regeln ist, das wird konsequent in der Woche geregelt. Am Wochenende für Familie und Freunde reicht das Telefon. Da kann man miteinander reden. Erst war es gar nicht einfach, sich daran zu halten, schreibt Williams. Das Netz macht süchtig. Aber jetzt klappt es gut. Und die Familie genießt den Internetsabbath. Eine gute Idee, findet er, und empfiehlt ihn zum Nachmachen.
Eine gute Idee war der Sabbath von Anfang an. Gott selbst, sagt die Bibel, hat ihn seinen Geschöpfen empfohlen. „Am siebten Tage soll niemand arbeiten, nicht einmal die, die sonst Sklaven sind und abhängig." (Ex. 2,10f) steht in der Bibel. Nicht einmal die, die abhängig sind und gefangen von ihrem PC und seinem Netz. Einen Tag in der Woche, in der einen nichts und niemand beschäftigt halten soll. Einen Tag in der Woche, in der die Menschen nur sich selber gehören. Sich ausruhen. Sich entspannen. Sich allein oder gemeinsam mit anderen über das Leben freuen. Und Gott die Ehre geben, der es ihnen geschenkt hat.
Wir Christen feiern den Sonntag als freien Tag, immer den ersten von sieben Wochentagen. Immer am Sonntag frei vom Internet - Internetsonntag: wie klingt das für sie?

Der Hirnfoscher Gerald Hüther meint übrigens, wenn das Frontalhirn dauernd unter Druck steht durch immer neue Informationen aus dem Netz, dann kann da nichts Neues entstehen. Dann ist das Gehirn bereits ausgelastet. So ein Internetsonntag könnte also helfen, die frische eigene Ressourcen und die eigene Kreativität frei zu setzen. Noch ein guter Grund für den Internetsonntag also. Vielleicht können Sie und ich ja gleich morgen damit anfangen.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8806
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