Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ein angesehener Mann macht einen schweren Fehler. Dabei kann er gar nichts dafür. Er hat nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet, er hat niemanden missbraucht, er war nicht korrupt. Er hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Und auf einmal merkt er: es war doch falsch. Einfach falsch. Er hat sogar anderen geschadet, mit dem, was er getan hat.
Und nun? Tritt er zurück, beschämt und ein bisschen beleidigt? Oder versucht er, so zu tun, als ob nichts wäre? Versucht er, seinen Irrtum zu vertuschen? Resigniert er und lässt sich hängen? - Sollen doch andere sich ins Zeug legen, ich halte mich in Zukunft raus. Wer sich raushält, der macht keinen Fehler?
Nein, Paulus, der Apostel, dem das so passiert ist, Paulus resigniert nicht. Er tritt nicht zurück. Paulus hat schlicht gelernt. Er selbst schreibt in einem Brief über diese Erfahrung: Was ich für Erfolg und Gewinn gehalten habe, das war falsch und hat vielen geschadet. Mir auch. (Phil 3, 7-11)
Und dann? Dann schweigt er nicht etwa für den Rest seines Lebens. Dann schreibt er, was er neu gelernt hat. Was wirklich wichtig ist. allerdings schreibt er kein Ratgeberbuch, simplify your life oder so. Er schreibt nicht: Dieses muss man tun und jenes muss man lassen. Dies darf man essen und jenes nicht, dies darf man sagen und jenes nicht, dies und jenes muss man glauben und weh dem, der das nicht kann.
Nur eines ist wichtig, schreibt Paulus. Mit Christus verbunden sein - darauf kommt es an. Das eigene Leben mit seinem verbinden. Sich an ihm orientieren. Wie das dann aussieht, was ich dann tue, was ich rede und wie - das kommt auf die Situation an und mit wem ich rede. So verstehe ich das.
Und wie kann das konkret aussehen, dieses: mit Christus verbunden sein? Es gibt eine Frage, die könnte helfen, eine Antwort zu finden. Die Frage heißt: „Was würde Jesus dazu sagen?" Was würde Jesus sagen, wenn er die Gier nach Erfolg sieht, die uns treibt? Was würde Jesus sagen, wenn er erlebt, wie unsere Generation ausgibt und vervespert, was unsere Kinder und Enkel zum Leben brauchen?
Was dann konkret zu tun ist, wenn man sich diese Frage gestellt hat, das muss man mit Sachverstand und mit Sachverständigen herausfinden. Die Antworten sind sicher nicht einfach. Aber Jesus hat gesagt: „Steh auf. Lass hinter dir, was du verkehrt gemacht hast. Fang neu an. Nimm dein Bett und geh." Und er hat gesagt: „Fürchtet euch nicht ich bin bei euch alle Tage". Deshalb sollte niemand auf seinen Fehlern sitzen bleiben.

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