Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Schulkinder in Baden-Württemberg haben jetzt 6 Wochen Ferien vor sich. Für sechs Wochen ist der Druck von Klassenarbeiten und Leistungsnachweisen unterbrochen. Hoffentlich können sie das wirklich genießen, bevor es im September wieder losgeht. Und die meisten Erwachsenen gehen auch in den Urlaub, für zwei oder höchstens drei Wochen jedenfalls. Aber dann fängt es auch für sie wieder an. Dann muss man wieder alles in den Griff kriegen, Erfolg haben und besser sein als die anderen.
Gut dass es diese Unterbrechung gibt. Gut, dass man sich entspannen kann - neue Kraft schöpfen für den Alltag. Und noch besser, finde ich, wäre so eine Unterbrechung, wenn es hinterher nicht bloß einfach wieder los geht wie vorher. Sondern anders. Besser. Leichter.
Eine Unterbrechung, und hinterher sieht die Welt anders aus. Der Tübinger Theologe Eberhard Jüngel sagt: So eine Unterbrechung gibt es. Jesus hat unterbrochen, was selbstverständlich schien und in Frage gestellt, was schon immer so war. Jesus hat vom Reich Gottes gesprochen. Von der Welt Gottes, die ganz anders ist als die Zusammenhänge unseres Lebens. Wo nicht nur der etwas gilt, der keinen Fehler gemacht und es zu etwas gebracht hat. So wird es einmal sein, hat Jesus gesagt. Und schon heute könnt ihr etwas davon spüren, wenn ihr euch an dieser Weltordnung Gottes orientiert. Wenn ihr so miteinander umgeht, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist. Voller Verständnis für die, die Fehler gemacht haben. Mit Sympathie für die, die keinen Erfolg hatten und nicht die Erwartungen erfüllen konnten. Wo Menschen so denken und sich verhalten, da ist plötzlich unterbrochen, was die meisten für unabänderlich halten: Der Druck, immer gut sein zu müssen und möglichst die Beste. Die Angst, zu versagen. Die Sorge, dass es nicht reichen könnte. Auf einmal merkt man: es geht auch anders!
Wenn Sie jetzt den Urlaub vor sich haben, 2 Wochen oder drei, die den Alltag unterbrechen: Vielleicht probieren Sie das mal aus? 2 Wochen lang nicht von dem reden, was nicht geklappt hat und was verkehrt gelaufen ist. Sondern sagen, was einem gefällt am anderen. Was die anderen gut können. Die Kinder spüren lassen, wie stark sie sind. Und selber nicht versuchen, die anderen zu beeindrucken. Sondern mit ihnen zu entdecken, wie schön das Leben miteinander sein kann. Das geht übrigens mindestens genauso gut, wenn man nicht verreist sondern zu Haus bleibt. Gerade da kann man im Urlaub eine neue Lebensart einüben.
Ich bin sicher, nach so einer Unterbrechung geht es anders weiter. Besser. Und leichter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8801
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