Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das Frühjahr beginnt: Zeit des Aufstehens, Zeit des Fitwerdens. Der Winterschlaf geht zu Ende. Jetzt wird abgespeckt. Diätaufrufe in Hülle und Fülle. Der Sportverein in unserem kleinen Ort veranstaltet sogar ein Fastenprojekt – und das bereits seit mehreren Jahren. Längst ist es eine Allerweltsweisheit, dass uns nicht nur körperliche Ertüchtigung fit macht, sondern auch Entschlackung.
In unserer Kirchengemeinde bieten wir in diesem Jahr zum vierten Mal einen Fastenkurs an. Begleitet wird er von einem Arzt und einem Priester unseres Seelsorgeteams. Der Sinn dieser Aktion: Wir wollen dem Körper Gutes tun, auch im medizinischen Sinn; wir wollen aber auch der Seele Gutes tun – ganz so, wie es die spanische Mystikerin Teresa von Ávila im 16. Jahrhundert gesagt hat: „Tu deinem Körper Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“
Leib und Seele gehören zusammen – Essen und Trinken tragen zu ihrer Einheit bei, sagt der Volksmund. Und eben auch das Fasten. Es führt bei guter spiritueller Anleitung und Begleitung zu einem neuen Lebensgefühl, sei es in der Fastengruppe, die sich während der Fastentage regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zu geistlichen Übungen trifft. Es kann auch mein persönlicher Weg sein – mit einer geordneten Tagesstruktur und der gewonnenen Zeit, die durch die verkürzten Mahlzeiten und ein geringeres Schlafbedürfnis entsteht.
Was mir beim Fasten gut getan hat: Ich habe erstens bewusster und geordneter zu leben gelernt – ein Prozess, den ich immer wieder brauche. Und ich bin zweitens ganz neu und auch ganz anders als gewohnt mit meiner Sehnsucht nach Gotteserfahrung in Berührung gekommen. Es gibt eine Bibelstelle, die das veranschaulicht: Jesus antwortet auf die Frage, warum seine Jünger nicht fasten wie die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer: „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? …Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten.“ Das Fasten mit seinen Befreiungserfahrungen – der Kopf wird klar, die Lebensgeister erwachen, ich bin empfänglich für stille Zeiten – kann also ein geistliches Vakuum füllen und mich neu öffnen für Gottes Wirken. https://www.kirche-im-swr.de/?m=873
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