Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Stellen Sie sich mal folgendes Bild vor: vier Tiere stehen aufeinander und bilden eine Pyramide. Ganz unten ein Schwein, auf seinem Rücken ein Huhn, darauf ein Fisch und oben drauf ein Schmetterling. Eine Märchenszene, vertraut, aber doch ein bisschen daneben. Der Titel erklärt das schräge Motiv: Bremer Stadtmusikanten. Klammer auf: B-Mannschaft. Klammer zu. So nennt es der Zeichner Peter Gaymann.
Ich mag diese B-Mannschaft. Ich habe keinerlei sportlichen Ehrgeiz, und wenn ich je welchen gehabt hätte, dann hätte ich mich wohl früh damit abfinden müssen, dass ich's bestenfalls zu einem sehr bescheidenen Mittelmaß bringe.
Und dann gibt es auch wieder Bereiche, da darf ich mich ohne jede Anstrengung zur A-Mannschaft zählen. Einfach nur, weil ich irgendetwas halt besonders gut kann. Zuhören zum Beispiel. Aber in den allermeisten Disziplinen des Lebens wäre ich in der B-Mannschaft wohl ganz gut aufgehoben - mit Schwein, Huhn, Fisch und Schmetterling.
B-Mannschaft, das heißt: Mittelfeld, irgendwo dort, wo die meisten anderen auch sind, nicht ganz vorn und nicht ganz hinten, gut, aber nicht überragend, klug, aber weiß Gott nicht genial. Reicht mir das? Und wenn es mir selbst genug ist, reicht es auch meinem Partner, der vielleicht ehrgeiziger ist als ich? Meinem Chef, der Spitzenleistung verlangen muss, damit sich das Unternehmen auf dem Markt halten kann? Reicht das Mittelmaß im Zeugnis des Kindes auch den Eltern, die den Konkurrenzkampf um Arbeitsplätze nur zu gut kennen?
Ich darf leben, so sagt mir mein Glaube. Unabhängig davon, wie tüchtig ich bin im Beruf und im Alltag, welche Erfolge und Niederlagen meine Lebensbilanz aufweist, welchen Marktwert meine Arbeitskraft derzeit hat. Ich darf leben, nicht weil ich mir das täglich oder ein langes Schuljahr über hart erarbeitet habe, sondern weil es mich gibt. Ich darf leben, weil Gott will, dass ich lebe.
Im Wohlwollen meines Schöpfers - so will ich leben, so will ich arbeiten, und so will ich die Freizeit genießen. Gelassen mich einfügen, irgendwo, wo gerade Platz ist. Freundlich und ehrgeizlos mich umsehen und die vielen anderen wahrnehmen, die sich mit mir tummeln in der B-Mannschaft des Lebens.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8714
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