Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Höher, schneller, stärker – was als Motto der olympischen Spiele und sportlicher Wettkämpfe gilt, scheint ein Leitbild für ganze Gesellschaften geworden zu sein.
Immer höher, immer mehr! Wachstum scheint das große Ziel und ein Prinzip der Menschheit zu sein. Alle drehen an der Schraube mit, denn sonst droht die Krise.
Immer schneller. Die Zeit ist kostbar, weil Zeit ja Geld ist, der Erste bekanntlich zuerst mahlt und wer zu spät kommt, vom Leben bestraft wird.
Viele kommen da nicht mehr mit. Alles ist zu viel. Vieles geht zu schnell. Sie fühlen sich wie in einen Strudel hineingerissen und haben Angst, da nicht mehr herauszukommen. Die einzige Chance, zur Ruhe zu kommen, scheint die Urlaubszeit zu sein – weg aus dem normalen Alltag. Endlich einmal ein ganz anderer sein – oder vielleicht eher: Endlich die Zeit zu haben, einmal ich selber zu sein. Doch das Jahr hat 52 Wochen und der Urlaub nur drei.
In der christlichen Tradition gibt es im Laufe eines Jahres so genannte „geprägte Zeiten“. Ein solche besondere Zeit sind die sechs Wochen vor Ostern, die Fastenzeit. Christen begehen sie schon seit vielen Jahrhunderten. In dieser Zeit geht es um Fragen wie: Was brauche ich tatsächlich zum Leben? Was ist im wahrsten Sinn des Wortes lebensnotwendig? Worauf kommt es in meinem Leben an?
Diese Zeit will uns zum „weniger“ ermutigen, damit wir bei uns selbst ankommen. Damit wir eine neue Gelassenheit gewinnen. Es ist eine Zeit wegzulassen, was mir unsinnigen Stress macht. Eine Chance, mein Leben zu entschleunigen.
Ich gebe zu, dass das nicht einfach ist. Mir fällt das auch nicht leicht. In gewisser Hinsicht ist es sogar schmerzlich. Aber es schafft Entlastung und schenkt mir eine neue Lebensqualität. Fastenzeit, ein Zeit zum „Innehalten, den Weg überprüfen, die Wegweiser neu lesen, das Ziel bedenken, vielleicht auch umkehren. Mancher Weg führt in die Irre, oder im Kreis herum, verfehlt die eigene Mitte.
Fastenzeit ist eine Chance: Neu aufbrechen, die Gratwanderung wagen im Vertrauen, auf den, der mitgeht.“*
https://www.kirche-im-swr.de/?m=871
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