Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Beim Fußball wird viel gebetet. Einige Spieler tun das vor dem Spiel auf dem Rasen - manchmal auch die ganze Mannschaft in der Kabine. Oder wenn ihnen ein Tor gelingt, dann bedanken sich manche Fußballer bei Gott. Und nicht nur die Spieler, auch viele Fans beten vor dem Spiel für ihre Mannschaft - bestimmt auch morgen beim Finale in Südafrika.
Aber was macht Gott mit diesen vielen Fußballgebeten? Welche erhört er und welche erhört nicht? Schließlich kann nur eine Mannschaft gewinnen und Weltmeister werden.
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass Gott überhaupt Partei für eine Mannschaft ergreift. Ich stelle mir vor, dass es eher so ist wie in einer Geschichte, die ich neulich meinen Schülern vorgelesen habe. In dieser Geschichte sammelt Gott alle Gebete, die vor dem Finale bei ihm eintreffen. Aber alle Gebete, die parteiisch sind, sich ein bestimmtes Ergebnis wünschen oder dass dem Gegner etwas Schlimmes passiert, legt Gott zur Seite.
Dagegen nimmt er andere Gebete sehr ernst. Z.B. das Gebet eines sehr alten Mannes, der damit rechnet, dass es seine letzte Weltmeisterschaft ist und der sich deshalb ein spannendes Finale wünscht. Oder das Gebet eines kleinen Jungen, der Gott abends vor dem Einschlafen bittet, dass keine Mannschaft der anderen den Sieg stiehlt, obwohl sie ihn gar nicht verdient hat.
Ich glaube nicht, dass sich Gott beim Fußball um die Ergebnisse kümmert. Wahrscheinlich geht es ihm um andere Dinge. Ein Gebet, das eine Schülerin formuliert hat, hätte ihm vermutlich gefallen: „Lieber Gott, lass das WM-Finale ein faires Spiel werden. Lass den Schiedsrichter weise Entscheidungen treffen. Amen".
Die Geschichte, die ich in der Schule vorgelesen habe, geht übrigens so aus. Gott sitzt im Himmel und erhört alle unparteiischen Gebete. Dann, nach getaner Arbeit, lehnt er sich zurück und schaut sich das Endspiel an und ist selbst ganz gespannt, wie es ausgehen wird. Diese Vorstellung gefällt mir: Gott schaut gerne Fußball, auch morgen Abend.
So sieht das wohl auch Jürgen Klopp, der in den letzten Wochen oft im Fernsehen zu sehen war und mit Günther Jauch die WM-Spiele kommentiert hat. Er hat einmal gesagt: „Ich glaube, dass Gott uns Menschen liebt, genau so wie wir sind, mit all unseren Macken, und deswegen glaube ich, dass er auch den Fußball liebt! Nur: Die Kiste müssen wir schon selber treffen."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8587
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