Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Alles hat seine Zeit". Das ist das Motto der christlichen Kirchen auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen. Zu jedem Lebensabschnitt von der Kindheit bis zum Alter gibt es dort eine Station. Und dann, in der Mitte dieser Stationen wird der Lebensweg als Ganzes abgebildet: Auf einer großen Betonscheibe ist ein Labyrinth aufgemalt und lädt die Besucher ein, seinen Linien zu folgen.
Das Leben als Labyrinth - ich finde, das ist ein guter Vergleich. Das Leben ist kein grader Weg, auch wenn wir uns das oft wünschen. Das Labyrinth auf der Landesgartenschau ist verschlungen, es gibt unerwartete Kurven, plötzliche Kehrtwendungen und überraschende Abzweigungen - genau wie im echten Leben. Auch da kommt es oft ganz anders als man denkt wünscht oder plant.
Im Labyrinth habe ich auch gelernt: Ich darf mich nicht zu sehr an den anderen orientieren. Hinter mir lief eine Frau, die viel schneller war als ich. Das hat mich gestresst und ich habe eine zeitlang versucht, auch schneller zu gehen und sie auf Abstand zu halten. Schließlich bin ich einfach stehen geblieben, habe sie vorbeigelassen und konnte dann entspannt in meinem eigenen Tempo weiterlaufen. Auch im Leben kommt es darauf an, den eigenen Rhythmus zu finden, der zu mir passt.
Übrigens: Das Gartenschaulabyrinth ist kein Irrgarten. Sackgassen gibt es nicht. Man kann nie auf einen Weg geraten, auf dem es nicht mehr weiter geht. Das ist eine ermutigende Botschaft, finde ich: Im Leben kann vieles passieren, das mich zwingt, eine ganz andere Richtung zu nehmen, aber es geht dabei doch immer irgendwie weiter.
Natürlich endet das Labyrinth irgendwann - genau wie das Leben auch. Aber es endet nicht irgendwo, sondern in der Mitte. Auch das ist ein schöner Gedanken: auf allen verschlungenen Wegen meines Lebens, auf denen ich manchmal kein Ziel sehen kann, finde ich doch  letztlich zur Mitte, zum Kern, zum Eigentlichen. Zu mir selbst und zu Gott. In der Mitte des Labyrinths ist ein Satz auf den Boden geschrieben, den Jesus einmal gesagt hat: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben". Als Christ glaube ich: Jesus Christus erwartet mich am Ende meines Lebens. Dann wird sich zeigen: Er hat mich schon immer begleitet. Und er wird mich auch über das Ende hinaus weiter begleiten.
Wenn Sie in den nächsten Wochen einmal die Landesgartenschau besuchen, dann gehen Sie doch auch mal durch das Lebenslabyrinth - ich finde, es lohnt sich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8586
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