Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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"Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund" - sagt man. Ist jemand religiös gebunden, denkt er vielleicht: „Weil ich glaube, deshalb rede ich". Den Apostel Paulus drängte es geradezu, seine Botschaft weiterzugeben: „Wehe mir, wenn ich das Evangelium von Jesus Christus nicht verkündige!"  (1 Korinther 9,16) - das schrieb er in einem seiner Briefe. Es ist ein menschliches Bedürfnis, anderen das mitzuteilen, was einem selber wichtig erscheint. Das ist gut so, wäre damit nicht eine Gefahr verbunden: Wir neigen nämlich dazu, anderen die eigene Meinung aufzuzwingen, die eigene Glaubensüberzeugung aufzudrängen, andere überreden, missionieren zu wollen - nach dem Motto: „Ich meins doch bloß gut mit dir."  Und das ist dann gar nicht gut. Wer das tut, nimmt sich und seine Meinung zu wichtig und den anderen in seiner Freiheit nicht ernst. Ich kann jemanden teilhaben lassen an meinen Überlegungen, an meinen Glaubenserfahrungen, an meinen Zweifeln und Hoffnungen - sollte dies aber diskret tun und mit Respekt vor dem anderen. Vielleicht regt das mein Gegenüber zum eigenen Nachdenken an. Von Jesus wird gesagt, dass er die Leute begeistern und ihnen neue Lebensperspektiven eröffnen konnte. Und er tut das mit Phantasie und Liebe: er befiehlt nicht, sondern lädt ein; er überfordert nicht, sondern ist behilflich; er drängt sich nicht auf, sondern fühlt mit; er moralisiert nicht, sondern ermutigt. Vor allem war das, was er sagte, abgedeckt durch das, was er tat. So brachte Jesus bei seinen Hörern eine Saite zum Klingen, die geheilt, getröstet, aufgerichtet und zum Nachdenken angeregt hat. Eine frühe kirchliche Empfehlung lautet ganz im Sinne Jesu: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und mit Respekt vor dem anderen!" (1 Petrus 3,15-16) 

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