Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ich sehe was, was du nicht siehst" - dieses Ratespiel lieben Kinder. Mir  kam es in den Sinn, als mir jemand im Gespräch entgegenhielt: „Ich glaube nur, was ich sehe". Ich gab zu bedenken: „Ist das nicht recht wenig, was wir so sehen oder auch nicht sehen?" Und oft sehe ich derart oberflächlich, dass ich nicht einmal eine leuchtende Sonnenblume wahrnehme, geschweige denn die fragenden Augen eines Kindes oder den H Hilfe suchenden Blick meines Nächsten. Sollte ich wirklich nur glauben, was ich sehe? Sichtbares festhalten kann auch ein  Fotoapparat oder eine Videokamera. Ich glaube, es gibt neben der äußeren Wahrnehmung ein inneres Sehen, ein inneres Wahrnehmen. Und da denke ich an die Blinden, die blind geboren oder für immer erblindet sind. Ich möchte von ihnen lernen, in meinem Inneren mehr und tiefer wahrzunehmen, über die Welt und die alltägliche Wirklichkeit hinauszuschauen. Vielleicht muss ich als Sehender manchmal die Augen schließen, um besser sehen zu können. Solches Sehen durchbricht das äußerlich Sichtbare. Solches Sehen nimmt wahr, schaut, ahnt eine Wahrheit jenseits der so genannten Realitäten. Und ich verstehe Jesus jetzt auch besser, wenn er  sich wundert über den Unglauben vieler seiner Zeitgenossen  und zu dem Schluss kommt: „Sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen." (Markus 4,12) Nur glauben, was ich sehen kann, das ist mir zu wenig. Sehen ist eben nicht gleich sehen. Das hat der Schriftsteller  Lothar Zenettii einmal so gesagt:  „Menschen die aus der Hoffnung leben sehen weiter Menschen die aus der Liebe lebe sehen tiefer Menschen die aus dem Glauben leben sehen alles    in einem anderen Licht"

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