Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Feste muss man feiern wie sie fallen. Und im Sommer fallen sie ständig.
An jeder Ecke ein Stadtfest, eine Hocketse oder private Grillpartys.
Wenn der Duft von Nachbars Grill wieder über den Gartenzaun zieht, müsste man sich dort einfach mal selbst einladen. Man müsste mal...aber wer macht das schon? Das wäre doch zu dreist, irgendwo anzuklopfen und zu fragen: „Hallo, könnte ich heute vielleicht bei Ihnen mitessen?" Ich kenne nur einen, der sich das getraut hat. Jesus! Klar, als Wanderprediger war er ständig unterwegs, bestimmt hatte er wenig Gelegenheit in Ruhe zu kochen und zu essen. Aber essen war schon damals viel mehr, als pure Nahrungsaufnahme.
Wo Menschen gemeinsam essen und trinken, da wird es sehr persönlich. Man kommt sich nahe, ins Gespräch, man teilt das Essen, reicht sich die Soße weiter. Essen verbindet.
Deshalb essen Freunde oder Geschäftspartner miteinander, verabreden sich Frischverliebte zum Candlelightdinner. Und Jesus? Geht auf einen wildfremden Mann zu, den die ganze Stadt als Finanzbetrüger kennt, den sie deswegen hasst und meidet und sagt ihm ins Gesicht: „Hallo Zachhäus, ich würde heute gern zu dir zum Essen kommen, geht das?" Zachhäus muss völlig perplex gewesen sein. Natürlich hat er schon einiges über diesen Jesus gehört. Dass er Wunder bewirken kann, dass er Kranke gesund macht und dass er den Frommen ein Dorn im Auge ist. Auch ein Außenseiter, dieser Jesus, wird er gedacht haben. Aber warum will er ausgerechnet zu mir und woher kennt er meinen Namen? Egal, Zachhäus freut sich riesig. Na klar kann Jesus bei ihm essen! Aber er spürt auch das Getuschel hinter seinem Rücken: „Ausgerechnet zu diesem Kriminellen geht Jesus, weiß er denn, was er da tut?" Jesus weiß es genau. Wo er sich einlädt, lädt er auch Menschen ein, ihr Leben zu überdenken. Aber zuerst ist er einfach nur da, schenkt dem, bei dem er doch eigentlich zu Gast ist, seine volle Aufmerksamkeit und Zeit. Zachhäus ist nach dieser Begegnung ein anderer. Er verspricht, den angerichteten Schaden auszubügeln, sogar sein Leben will er komplett ändern. Und das alles, nur durch ein gemeinsames Essen? Das bekannte Tischgebet ist für mich die Lösung: „Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast und segne was du uns bescheret hast." Wo Menschen echte Gemeinschaft und gute Gespräche erleben, da ist Gott mittendrin. Da berührt und verändert er Menschen. Gucken Sie doch mal, wer bei Ihrem nächsten Grillfest am Zaun steht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8416
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