Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal gibt es mitten im Alltag ganz unerwartete Gelegenheiten, um mit Gott zu reden. Zum Beispiel Wartezeiten beim Arzt oder Zugfahrten. Ja sogar Staus und rote Ampeln nutze ich gelegentlich dazu.
Reden mit Gott – Beten, das ist ja diese Woche unser Thema an dieser Stelle. Gott braucht dazu keine besonderen, sakralen Orte. Er fühlt sich am wohlsten mitten in dieser Welt, in unserem Alltagsleben. Unter der Dusche, am Frühstückstisch, im Auto, auf dem Fahrrad, beim Bügeln, auf dem Weg zum Kindergarten, in der Knastzelle, im Büro, beim Spaziergang im Wald und selbstverständlich auch in der Kirche. Aber eben nicht nur dort. Ich kann mit Gott wirklich überall und jederzeit sprechen. Jeder muss da seinen eigenen Stil entwickeln und die geeigneten Lücken finden. Ich will Ihnen aber ein wenig davon erzählen, wie das bei mir aussieht.
Eine Zeitlang habe ich für unsere Kinder morgens die Schulbrote fertig gemacht. Dabei habe ich nicht nur überlegt, ob das Kind wohl lieber Salami oder Käse mag, sondern ich habe mir auch vorgestellt, was es heute in der Schule zu erwarten hat. Und darüber habe ich mit Gott gesprochen und ihn um Begleitung meines Kindes gebeten. Oder es gab eine Zeit, in der ich es gemeinsam mit vielen anderen Freiwilligen übernommen hatte, bestimmte Räume in unserem Gemeindehaus zu reinigen. Beim Staubsaugen hatte ich noch jede Menge Kapazität frei, mit Gott über die Gruppen und ihre Leiter zu reden, die in diesem Raum ihre Spuren hinterlassen hatten. - Das geht!
Wenn man mit Gott immer mal wieder zwischen Tür und Angel das Gespräch sucht, dann wächst auch der Wunsch, mehr Zeit mit ihm zu verbringen und richtig in Ruhe über alles zu reden. Es gibt da ein paar grundsätzliche Themen, an die müsste ich mal ran. Im Alltag finde ich einfach keine Zeit dazu. In solchen Situationen nehme ich mir eine Auszeit und versuche bei einem langen Spaziergang, meine Gedanken und Gefühle mit ihm gemeinsam zu sortieren.
Noch etwas: Bei mir war es so, dass ich im Laufe der Zeit mit Gott immer vertrauter geworden bin. Es ist ähnlich wie in der Beziehung zu Menschen auch. Am Anfang meiner Ehe habe ich meine Frau oft missverstanden. Inzwischen aber kann ich auch ihre Blicke, ihre Körperhaltung und sogar ihr Schweigen in bestimmten Situationen verstehen. In ähnlicher Weise lernt man auch immer besser, Gott zu verstehen.
Man kann das albern finden, und ich will auch gar nicht nahe legen, beim Beten so vorzugehen wie ich das beschrieben habe. Wie gesagt, jeder muss und kann da seine ganz eigenen Formen finden. Hauptsache es geschieht. Wo auch immer und wie auch immer. Gott ist jederzeit zu sprechen. An ihm wird´s nicht scheitern.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=834
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