Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Man sollte für Angela Merkel beten und für all die anderen Politiker, die in Bund und Ländern, in Städten und Gemeinden Verantwortung tragen. Das sage nicht ich, das steht in der Bibel. Paulus hat es geschrieben, in einem seiner Briefe. Er hat natürlich die Bundeskanzlerin nicht gekannt und die anderen auch nicht. Aber er schreibt: „So ermahne ich euch, dass ihr ....für die Könige und die Obrigkeit betet" (1. Tim 2, 1f) Die also, die uns regieren, und in einer Demokratie gehören die Oppositionspolitiker auch dazu: für die sollen Christen beten.
Paulus hat damit keinesfalls nur an die Politiker gedacht, die in seinem Sinne regiert haben. Er hatte damals den Kaiser in Rom im Blick und seine Statthalter, die waren den Christen eher gar nicht wohl gesonnen. Im Gegenteil. Paulus empfiehlt auch nicht, dass man zum Beispiel dafür beten soll, dass die Politik den Christen freundlich ist. Man braucht beim Beten dem lieben Gott keine Ratschläge zu geben, wie die richtige Politik aussehen soll. Paulus wusste das wohl.
Aber er wusste auch: Sie haben das Schicksal der Menschen in der Hand. Das ist eine unglaublich verantwortungsvolle Aufgabe. Und wer für die Politiker betet, der zeigt damit seine Wertschätzung für ihre Arbeit. Wer für sie betet, der hört auf, auf die da oben zu schimpfen. Wer für sie betet, der erkennt an, dass sie vor Gott stehen - genauso wie jeder andere Mensch auch. Dass sie sich vor ihm verantworten müssen. Und dass er sie mit der Aufgabe betraut hat, das Beste für seine Schöpfung zu tun. Wir Christen glauben, dass das die Aufgabe eines jeden Menschen ist. Nicht nur die der Christen. Wir glauben aber auch, dass Gott keinen mit dieser Aufgabe allein lässt. Deshalb ist es gut, nicht nur zu wählen, sondern auch zu beten. Ich hoffe übrigens sehr, dass die Politiker das auch tun, wenn sie es auch sicher nicht öffentlich zugeben würden.
Und wofür soll man nun beten? Paulus schreibt auch das in seinem Brief: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde". „Allen", steht da. Also nicht bloß den Christen. Nicht bloß meinem Land. Nicht bloß denen, die sind wie ich. Allen soll geholfen werden. Wer dafür betet, denke ich, der kann eher akzeptieren, dass nicht immer alles zu seinem eigenen Vorteil ausgeht. Wer dafür betet, dass allen geholfen wird, der kann leichter hinnehmen, dass es einen Ausgleich geben muss. Dass in manchen Dingen andere zuerst dran sind, damit am Ende wirklich allen geholfen ist.
Wir sollten „die da oben" nicht nur kritisieren, sondern für sie beten. Ich glaube, das würde helfen: den Politikern und Politikerinnen und uns allen.

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