Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ständig liegen irgendwelche Formulare auf meinem Schreibtisch und warten darauf, ausgefüllt zu werden. Neben den Anträgen auf Kindergeld und BAFöG, den Fragebögen der Krankenkasse zur Familienversicherung gehört die Steuererklärung zu den Highlights jeden Jahres. Ich fürchte, in den nächsten Wochen muss ich mich wohl oder übel an die Arbeit machen. Aber nun habe ich entdeckt, dass es eigentlich gar nicht so schwierig ist. Schließlich gibt es ja eine Vorlage, eine Ausfüllhilfe, in der alles schon drinsteht. Name: Mustermann; Straße: Musterstraße in 99999 Musterstadt. Und so weiter... - Na bitte, ist doch halb so schlimm. Bleibt nur zu hoffen, dass das Finanzamt auch alles so akzeptiert.
Klar, das macht niemand. Zumindest nicht bei der Steuererklärung. Aber beim Beten! Beten - das ist ja diese Woche unser Thema an dieser Stelle. Ich treffe immer wieder Menschen, die wissen nicht was und wie sie beten sollen. Sie meinen, beim Beten käme es auf die richtigen Worte an. Um nichts falsch zu machen beschränken sie sich zum Beispiel auf das Vater-Unser. Das kann man sicher gelegentlich auch tun. Aber wir hätten gerade dieses Gebet völlig missverstanden, wenn wir es nur als Ritual verwenden.
Das Vater-Unser ist ein Muster für unser Beten. Ich könnte auch sagen: Es ist eine Ausfüllhilfe mit Beispielen wie wir beten können. Da heißt es zum Beispiel „Dein Reich komme, dein Wille geschehe…“ Ich kann Gott sagen, an welchen Stellen ich über Unrecht empört bin: „Was da abgeht ist nie und nimmer vor dir in Ordnung, Gott!“ Ich kann die Punkte konkret nennen, an denen ich mich danach sehne, dass nach seinen Maßstäben gehandelt wird. In der großen Politik, in meiner Firma oder in meinem Bekanntenkreis.
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ – da geht es um den Erhalt des Arbeitsplatzes, die geeignete Wohnung nun wo das Kind unterwegs ist, oder auch um die Gesundheit, um am normalen Leben überhaupt teilnehmen zu können.
„Und vergib uns unsere Schuld“ – da steckt viel Sprengstoff drin, wenn wir es konkret machen und zum Beispiel beten: Vergib mir, dass ich meinen Kollegen so unfair bloßgestellt habe. Ist doch klar, dass etwas mit mir passiert, wenn ich die Dinge beim Namen nenne und Gott davon erzähle.
Gott will keine glatten Formeln und schönen Gedichte hören. Er will in unser Leben einbezogen werden. Worte sind dabei nicht das Eigentliche. Sie formulieren nur. Das heißt: Sie geben lediglich dem eine Form, was in unserem Inneren vorgeht.
Das kann man übrigens gleich jetzt in die Tat umsetzen. Anschließend folgen ja die Nachrichten. Ich bin überzeugt, dass Gott daran interessiert ist, wie ich die Nachrichten höre und was sie mit mir machen. Und dasselbe gilt auch für meine ganz privaten Dinge. Sie werden merken: So schnell geht einem der Stoff nicht aus!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=833
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