Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Zu Weihnachten habe ich einen Navi bekommen. Sie wissen schon, diese kleinen Dinger die einem im Auto sagen: Jetzt links halten – in 150 Metern links abbiegen – jetzt links abbiegen – und so weiter. Ich finde das ganz witzig, und am Anfang habe ich ihn auch bei bekannten Strecken eingeschaltet, um zu testen, wie gut er sich wirklich auskennt. Sie dürfen ruhig lachen, manchmal unterhalte ich mich auch mit ihm. – Da mache ich einen Abstecher zur Tankstelle, und er ermahnt mich fünfmal: „Nach Möglichkeit wenden! Jetzt wenden!“ Halt die Klappe, sage ich ihm. Ich muss jetzt Tanken. Du kannst so lange Pause machen. – Aber er macht keine Pause. Er hört mir nämlich gar nicht zu. Und er redet auch nicht wirklich mit mir.
Dass einem der andere gar nicht wirklich zuhört passiert uns ja öfters – auch bei Menschen. Und bei Gott? Wie sieht das da aus? Was geschieht eigentlich, wenn wir mit Gott im Gebet sprechen? Klar, es kann schon entspannend sein, seine Gefühle und Gedanken einmal in Worte zu fassen und einem gedachten Gegenüber zu erzählen. Aber ist das nicht nur ein rein psychologischer Vorgang, letztlich eine Illusion? Hört Gott wirklich was ich sage und interessiert es ihn überhaupt?
Wenn die Bibel vom Beten spricht, dann geht es um mehr. Sie beschreibt Gott als Person. Bitte nicht missverstehen: Person bedeutet nicht, dass er ein Mensch ist wie wir. Gott ist ganz anders als wir. Und doch ist er ein lebendiges Wesen, hat eine Meinung, einen Willen, macht sich seine Gedanken über uns. Die Bibel ist voll von Berichten, wie Menschen mit ihm ins Gespräch gekommen sind. Und das Beste ist: Gott hört nicht nur zu – er antwortet auch. Beten ist keine Einbahnstraße, sondern meint Reden und Hören!
Ich habe ihn aber noch nie gehört, sagen viele. Kannst du mir mal eine Tonbandaufnahme von ihm vorspielen? – Nein das kann ich leider nicht. Aber vielleicht kann ich ein wenig beschreiben, was in mir vorgeht, wenn Gott zu mir redet. Am besten gefällt mir die Formulierung „Es denkt in mir.“ Während ich Gott erzähle, was mich alles bewegt, entsteht auf einmal ein Gedanke, eine Vorstellung, ein Bild in meinem Innern.
Dann geht es nicht mehr darum, weiter zu grübeln, was Gott denn nun eigentlich zu meinen Fragen meint. Dann geht es darum, entsprechend zu handeln: Hinzugehen, und mich zu versöhnen – Loszulassen und eine Enttäuschung zu akzeptieren – den Hintern hoch zu kriegen und einen Vorsatz endlich umzusetzen. Das Problem ist gar nicht, ob Gott redet, sondern ob ich ihn hören will.
Billy Graham, ein bekannter Pastor aus den USA, wurde auf einer Pressekonferenz einmal gefragt: Woher wissen Sie eigentlich, dass es Gott gibt. Seine lapidare Antwort war: Ich habe gerade noch mit ihm gesprochen! - Spinnerei? - Nein! Ich kenne so etwas auch.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=832
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