Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Sonntag ist bei uns Telefoniertag - vor allem seit wir einen Tarif haben, bei dem wir am Wochenende kostenlos telefonieren können. Für uns ist das wirklich eine super Einrichtung, denn der größte Teil unserer Verwandtschaft und Freunde wohnt viele Kilometer entfernt in Nordrhein-Westfalen. Unsere vier Kinder sind erwachsen und führen ihr eigenes Leben. Während der Woche ist es oft schwierig, einen geeigneten Zeitpunkt zu finden. Sicher, ein paar Informationen kann man natürlich schnell auf den Anrufbeantworter sprechen. Aber Telefonieren ist doch mehr. Es geht ja gar nicht um die Sachfragen, die man innerhalb der Familie klären muss. Es geht um Beziehung. Uns interessiert, wie es den Kindern geht. Worüber freuen sie sich? Wovon träumen sie? Was beschäftigt sie? Was macht ihnen Sorgen? Was müssen sie an Frust verarbeiten? ... Auch sie haben offensichtlich ein Bedürfnis zu erzählen. Und sie wollen wissen, was wir so machen. - Vieles ist Smalltalk, aber oft geht es auch tiefer. Und manchmal fragen sie uns sogar um Rat!
Warum ich das alles erzähle? – Nun, für mich ist das Ganze ein Bild für das Gebet. Beten ist Kommunikation, ist Gespräch mit Gott. Manche Menschen denken beim Gebet an bestimmte Formulierungen, an eine besondere Stimmung und Körperhaltung, an feierliche Rituale. Aber all dies ist ziemlich unwichtig und trifft nicht den Kern.
Auf den ersten Seiten der Bibel, im Schöpfungsbericht, wird uns gesagt, dass Gott den Menschen als Gegenüber wollte. Man könnte auch sagen: Gott wollte Wesen, die mit ihm reden, die ihr Herz bei ihm ausschütten, Freude und Leid mit ihm teilen, ihn um Rat und Hilfe fragen. So sind wir von ihm geschaffen. Deshalb ist nichts selbstverständlicher, als im Gebet mit Gott zu sprechen. Gott freut sich, wenn wir das Gespräch mit ihm suchen. Beten heißt also vor allem, die Beziehung zum Vater im Himmel zu pflegen.
Ich mache davon gerne Gebrauch und empfinde das als eine wunderbare Möglichkeit. Nach außen wirke ich vielleicht selbstbewusst und entschlossen. Aber in meinem Innern habe ich doch auch viele Fragen, Befürchtungen und wunde Punkte. Mit Gott kann ich darüber reden, ohne mich zu blamieren. Vor ihm kann ich meine unsortierten Ideen und Pläne, meine ungereimten Wünsche und Ziele ausbreiten. Und von ihm kann ich mir auch reinreden lassen, ohne mich gleich zu wehren. Für mich ist Gott das Gegenüber, vor dem ich ganz ehrlich sein kann und der mich versteht. Es gibt nichts in meinem Leben, über das ich nicht mit ihm reden und das ich nicht gemeinsam mit ihm angehen könnte.
Heute ist Sonntag! Für uns bedeutet das: Wir telefonieren mit unseren Kindern. Aber mehr noch. Der Sonntag bietet sich auch besonders an, um mit Gott zu reden. Mir tut das einfach gut! Es ist mir wichtig, und ich brauche das. Schön dass heute Sonntag ist.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=831
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