Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

In unserer Gemeinde in Stuttgart gibt es zurzeit einen „Runden Tisch". Wir haben ihn eingerichtet, um unser Orgelprojekt, das wir zusammen mit der Anglikanischen Gemeinde betreiben, voranzubringen. Neben Vertretern beider Kirchenvorstände sitzen an diesem Tisch ein Orgelsachverständiger, ein Professor der Stuttgarter Musikhochschule und der Architekt unserer Kirche. Seit etwas mehr als einem Jahr kommen sie regelmäßig zusammen, um alle anstehenden Fragen zu besprechen. Mit Erfolg, denn inzwischen ist die Orgel auf dem Weg.
Runde Tische dienen dazu, verschiedene Interessenvertreter ins Gespräch zu bringen und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Die Idee ist nicht neu. Es gibt das Bild eines westfälischen Meisters aus dem 14. Jahrhundert, das ebenfalls einen runden Tisch zeigt. Er vereinigt die zwölf Apostel und Maria, die Mutter Jesu. Und es erinnert an eine Stelle aus dem Neuen Testament, in der berichtet wird, dass diese nach den österlichen Ereignissen und der Himmelfahrt Jesu in einem Jerusalemer Haus „einmütig im Gebet verharrten" (Apostelgeschichte 1,12-14). Die Ruhe vor dem großen Sturm des Pfingstereignisses.
Die christlichen Kirchen haben diese Szene aufgegriffen und in dieser Woche - der Woche vor Pfingsten  - zum Gebet für die Einheit der Christen aufgerufen. Wo man sich darauf einlässt, hat dies den Effekt eines „Runden Tisches": Angehörige verschiedener Kirchen - wenn möglich, nicht nur evangelische und katholische - kommen zusammen, um zu beten. Sie vertrauen dabei auf die einigende Kraft des Heiligen Geistes. Doch das ist nicht alles. Zuvor ist es nötig, dass Vertreter der beteiligten Kirchen die Gebetsstunden vorbereiten. Wo sollen sie stattfinden? In welcher Weise sind sie möglich? Wie können sie musikalisch gestaltet werden? Das Gespräch über solche Fragen ist mehr als nur eine Vorbereitung. Und das Gebet selbst ist mehr als nur eine Gebetsstunde. Für die einzelnen Christen ist es auf jeden Fall etwas Zusätzliches in ihrem Alltag, für das sie Zeit und nicht selten auch einen inneren Ruck brauchen. Wenn dann nach den Gebetsstunden noch Begegnungsmöglichkeiten angeboten werden und es einen kleinen Imbiss gibt, hat etwas Wichtiges stattgefunden auf dem Weg zur Einheit der Christen. Denn diese kommt vor allem durch Begegnungen und Gespräche, auch über geistliche Themen, zustande. Vielleicht wäre das auch mal was für den Freundeskreis oder die Nachbarschaft...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8265
weiterlesen...