Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wer's glaubt wird selig, sagen manche Menschen. Und vielleicht ohne es zu wissen, geben sie damit der Bibel recht. Die wird nicht müde zu wiederholen: der Glaube macht selig. Das Vertrauen auf Gott, dieses Warten auf seine Hilfe wird nicht enttäuscht, auch wenn es sich lange hinzieht, bis geschieht, was versprochen wurde. Wer das kann, wer auf Gott vertraut und glaubt - der tut sich leichter mit dem Leben. Der ist glücklich. Frei. Selig eben.

Wer's glaubt wird selig, sagen manche Menschen. Das ist eigenartig, wenn man bedenkt, dass diese Worte meist dann gesagt werden, wenn eben nicht der Glaube und das Vertrauen, sondern eher der Zweifel stärker ist. Oft steckt noch eine Prise Spott drin oder eine gewisse Resignation. Man hat so seine Erfahrung gemacht mit den Menschen.

Wer's glaubt wird selig, brummelt der Vater, als er zum 3. Mal versprochen bekommt, dass die Zweige auf den Häckselplatz gefahren werden. Ganz bestimmt, nächsten Samstag. Mal sehen.

Wer's glaubt, wird selig. In der Bibel ist das ganz anders gemeint. Ganz ernst. Wer glauben kann: der kann leben: Frei. Glücklich. Selig.

Wer's glaubt wird selig. Jesus hat das gesagt, in der Geschichte von Thomas. Der hat gezweifelt, dass etwas geschieht, was er sich nicht vorstellen kann. Was seine bisherige Erfahrung auf den Kopf stellt. Wo er nicht sagen kann, der war schon immer so und das haben wir jedes Jahr so gemacht. Thomas will sich versichern, will mit den Händen begreifen, was er glauben soll, will Beweise haben, bevor er sich darauf einlässt. Wenn ich nicht die Wunden sehe, wenn ich sie nicht berühren darf, kann ich es nicht glauben.

Gutmütig zeigt ihm Jesus, was er braucht, damit er glauben kann. Er lässt den Thomas schauen und berühren. Thomas muss also gar nicht glauben, ohne zu begreifen. Jesus zwingt ihn nicht. Thomas darf so glauben, wie er es kann. Und dann sagt Jesus, so als würde er ihm noch einen weiteren Schritt zutrauen: Thomas, glücklich und frei sind die, die für ihren Glauben keine Beweise suchen, die für ihr Vertrauen keine Versicherung fordern. Da denke ich an zwei Frauen, die miteinander leben und ihre Kinder gegenseitig betreuen und eine sagt von der anderen: Auf Julia kann ich mich wirklich verlassen, der kann ich blind vertrauen.

Und ich verstehe: Solches Vertrauen macht wirklich frei. Und glücklich. Vielleicht sogar ein bisschen selig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8170
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