Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Soll ich etwas mitbringen? Das ist oft die erste Frage, wenn Lena ihre Freundin zum Essen einlädt. Manchmal sagt sie ja. Am liebsten für ein Dessert. Aber wenn Lena Zeit hat, bereitet sie gerne alleine vor. Denn sie weiß aus eigener Erfahrung, wie gut das tut: einfach kommen und sich an den gedeckten Tisch setzen. Sich die Liebe und Aufmerksamkeit einer Freundin gefallen lassen.

Das erinnert mich an den Gottesdienst, ans Abendmahl. Da lädt Gott mich ein. Zugegeben, das was mir gereicht wird zu essen und zu trinken, ist rein äußerlich betrachtet kein Schlemmermenü. Aber was da drin steckt, das ist genau das, was ich brauche für meinen Hunger nach Leben und Sinn, meine Sehnsucht nach Gemeinschaft und Frieden.

Wenn ich die Einladung höre: kommt, denn es ist alles bereit, schmeckt und seht, wie freundlich Gott ist - dann klingt das für mich, wie wenn Gott sagt: du brauchst nichts mitzubringen, keine erfolgreiche Woche, keine tadellos gebügelte Bluse, keinen sorgenfreien Kopf, kein fröhliches Lachen, keine geordneten Verhältnisse. Du kannst einfach kommen. Du bist eingeladen.

In der Bibel gibt es eine Geschichte, da geht es um eine Einladung zu einem festlichen Essen. Der Gastgeber zeigt durch seine Vorbereitung: ihr seid willkommen. Durch seine Ausgaben: das seid ihr mir wert. Da wird richtig gekocht, lange und viel. Er schickt Boten und lässt seinen Freunden persönlich ausrichten: Kommt, alles ist gerichtet, Speisen und Getränke und Musik. Nur die Gäste, ihr fehlt noch.

Die Geschichte geht dann so weiter: Keiner von den Eingeladenen ist gekommen. Alle hatten etwas anderes zu tun. Der Gastgeber ist enttäuscht und die Gäste haben etwas Großes verpasst. Da kommt mir so manches Fest in den Sinn, zu dem ich eingeladen war und nicht hingegangen bin. Und ich frage mich, habe ich mir ausreichend klar gemacht, wie viel Wertschätzung in so einer Einladung steckt. Tut es nicht gut zu hören: dich will ich dabei haben. Das feine Essen, den Wein, die Musik, all das Besondere will ich dir schenken, mit dir teilen. Du brauchst nichts mitzubringen, nur dich selbst, deine Zeit. Eine echte Sympathieerklärung.

Kann ich mir die entgehen lassen?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8166
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