SWR4 Abendgedanken BW

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Wann haben Sie zum letzten Mal ein gutes Buch gelesen? Eins, das Ihr Herz berührt oder Ihren Verstand angeregt hat. Eins das sie aufgeregt oder Ihnen neue Einsichten geschenkt hat. Eins, das Sie in Frage gestellt oder Sie in ihrem Verhalten ermutigt hat. Eins, das sie zum lachen gebracht oder Sie getröstet hat.
Ich ermutige meine Kinder immer wieder zum Lesen. Ich schenke ihnen gerne mal ein Buch - bewusst als Kontrast zu ihrem Computer-Konsum. Und tatsächlich - sie lesen diese Bücher auch. Denn ich finde, Lesen bildet nicht nur. Lesen ist auch Teil der Kommunikation. Lesen fördert die Ausdrucksfähigkeit und erweitert den Wortschatz.
Für uns Christen hat das Lesen eine hohe Bedeutung.
John Wesley, der Begründer der methodistischen Bewegung zum Beispiel, hat von seiner Mutter an einem Tag sämtliche Buchstaben des Alphabets gelernt. Am Abend konnte er schon seine erste kleine Geschichte aus der Bibel vorlesen. In der Folge haben die Methodisten im 18. Jahrhundert in ihren Sonntagsschulen die Bibel als Vorlage verwendet, um Kindern aus ärmeren Familien Lesen und Schreiben beizubringen.
So zum Beispiel die Geschichte von dem Zöllner Zachäus, der ein kleiner Mann war, der mit den Besatzern zusammengearbeitet hat, viele Menschen übervorteilt hat und deshalb aus der Gesellschaft ausgestoßen war. Gerade bei ihm wollte Jesus zu Gast sein. Er macht damit deutlich, dass Gott mit jedem Menschen Gemeinschaft haben will, egal wie weit unten angekommen er sich fühlt.
Menschen damals wie heute lesen die Bibel, weil sie den Eindruck haben, dass Gott selber sie dadurch anspricht. Darum wird die Bibel nicht nur als „Heilige Schrift" sondern auch als „Wort Gottes" bezeichnet. Ich fühle mich von Gott durch sein Wort immer mal wieder persönlich angesprochen. Manchmal korrigiert er mich in meinen Ansichten. Manchmal ändert sich im Laufe der Zeit mein Verhalten. Aber immer wieder spüre ich, wie wertvoll ich Gott bin und wie sehr er mich schätzt und liebt - auch und gerade wenn ich mich im Moment selber nicht so toll finde. Darum liegt die Bibel bei mir auf dem Frühstückstisch und nach der Zeitung lese ich darin.
Vielleicht nehmen Sie den heutigen Tag des Buches zum Anlass, mal eine Bibel zu kaufen und zu verschenken. Auch, weil jetzt die Zeit der Konfirmationen, Kommunionen und Einsegnungen ist. Aber warum nicht auch mal eine Kinderbibel zum Geburtstag, eine Volxbibel für Jugendliche oder eine Bibel in gerechter Sprache für Intellektuelle. Hauptsache, die Leute lesen drin. Und dann werden sie spüren, dass Gott ihnen durch sein Wort etwas zu sagen hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8130
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