SWR4 Abendgedanken BW

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Wie kann man verloren gegangenes Vertrauen zurück gewinnen?
Vertrauensverluste können ja an verschiedenen Stellen entstehen: In der Familie zum Beispiel, wenn etwa ein Ehepartner betrogen worden ist. Das muss nicht immer was mit außerehelichen Affären zu tun haben. Das kann auch im Bereich Geld passieren. Oder wenn jemand nie oder selten seine Versprechen einhält. Wenn man sich einfach nicht auf ihn verlassen kann.
Auch in der Geschäftswelt funktioniert vieles auf Vertrauen hin. Ein Hersteller liefert seine Ware und vertraut darauf, dass sein Kunde das auch bezahlen kann.
Vertrauensverlust ist etwas, das wir in der Öffentlichkeit in letzter Zeit öfters als Thema hatten: Etwa bei der Bankenkrise oder nun bei den Missbrauchsfällen.
Es ist ganz schön schwer, dieses verloren gegangene Vertrauen zurück zu gewinnen. Aber ich meine, es gibt ein paar Wege dazu:
Das eine ist ein schonungsloses zu dem stehen, was man getan hat. Nichts vertuschen, nichts unter der Decke halten. Schuld zugeben. In der Kirche nennen wir das Sündenbekenntnis. Jede Art von Taktiererei untergräbt das Vertrauen nur wieder neu. Wenn ich Schuld zugebe, übernehme ich Verantwortung für meine Tat und bin bereit, mich damit auseinander zu setzen. Wer Schuld zugibt, der versetzt sich in die Lage des Opfers. Der versucht, die Sache aus dem Blickwinkel des Geschädigten anzugucken. Und das ist schon mal ein erster, guter Schritt zur Veränderung.
Das zweite ist die Bitte um Entschuldigung. Wohl gemerkt, die Bitte darum. Ich finde, man kann sich nicht selber entschuldigen. Eine Entschuldung kann immer nur das Opfer gewähren. Darum die Bitte um Verzeihung oder um Vergebung - wie wir in der Kirche sagen. Eine Entschuldigung bewirkt vor allem eine Entspannung im Verhältnis von dem, der Vertrauen gebrochen hat und dem der darunter zu leiden hat.
Das dritte ist ein offenes Gespräch mit den Enttäuschten, was denn da eigentlich falsch gelaufen ist. Was die Ursachen für den Vertrauensverlust sind. Welche Verärgerungen da sind. Wenn ich einen Vertrauensverlust aufheben will, tue ich gut daran zu wissen, was ich beim nächsten Mal besser machen kann. Eine Chance zum Neuanfang hat jeder verdient.
Und das Vierte und Letzte: Es darf einfach nicht wieder passieren. Vertrauen gewinnt man nur wieder, wenn begangene Fehler nicht wiederholt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Vertrauensverlust indem ich Schuld eingestehe, um Entschuldigung bitte und das offene Gespräch suche, sollte eigentlich dazu führen, dass ich mein Fehlverhalten nicht wiederhole. Entscheidend ist eine veränderte innere Haltung. Und dann auch ein verändertes vertrauenswürdiges Verhalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8126
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