Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal wünsch ich mir, Gott wäre wie mein neues Navigationsgerät.

Vor drei Wochen und nach langem Zögern hab ich mir auch eins gekauft. Und ich habe es nicht bereut. Seitdem sagt mir beim Autofahren eine freundliche Stimme wo's lang geht. Das ist sehr praktisch. Ich muss mir vor der Fahrt keine Gedanken über den Weg mehr machen und mich während der Fahrt nicht mehr auf irgendwelche Schilder konzentrieren. Ich höre einfach zu und komme immer ans Ziel.

Für mich ist Gott auch so etwas wie ein Navigator durchs Leben. Ich glaube, auch er will, dass ich ans Ziel komme und auch er sagt mir wo's langgeht. Nur tut er das eben nicht wie mein Navi im Auto. Nicht so eindeutig, direkt und klar. Manchmal bedauere ich das. Wäre doch toll, wenn Gott mir an jeder Kreuzung meines Lebensweges sagen würde, wo ich lang muss. Ich würde dann keine Fehler mehr machen.

Aber das tut Gott nicht. Und ehrlich gesagt, auch, wenn ich es mir manchmal wünsche, bin ich doch im Großen und Ganzen froh darüber, dass er das nicht tut. Denn seit ich mein Navigationsgerät habe ist das Autofahren viel langweiliger geworden. Z.B. weiß ich jetzt auf die Minute genau, wann ich ankomme. Früher war das immer sehr spannend, ob ich es noch rechtzeitig zu einem Termin schaffe oder nicht. Außerdem schaltet man sein Gehirn aus, wenn man mit Navi fährt. Neulich wollte ich nach Frankfurt. Als die Autobahnausfahrt kam bin ich aber weiter grade aus gefahren. Warum? Weil mein Navi mir gesagt hat, dass ich das tun soll. Versehentlich hatte ich ein Ziel in Wiesbaden eingegeben.

Ich denke, Gott sagt mir deshalb nicht immer genau, wo's lang geht, weil er nicht will, dass ich auch beim Leben meinen Verstand ausschalte. Vielleicht tut er's auch deshalb nicht, weil er selbst gespannt ist welchen Weg ich durchs Leben nehme. Nicht die einzelnen Abzweigungen sind ihm wichtig, sondern, dass ich die großen, die übergeordneten Ziele im Blick behalte, dass ich - egal wo ich bin -, Dinge wie Ehrlichkeit, Liebe oder Vertrauen nicht aus den Augen verliere.

Eine Karte hat er mir dafür immerhin in die Hand gegeben: Die Bibel. Lange bevor es GPS und Navigationsgeräte gab, hat der Theologe Heinz Zahrnt über diese Karte Gottes gesagt: „Die Bibel ist kein Kursbuch (...) mit festgelegtem (...)Fahrplan auf unverrückbaren Schienen. Sie gleicht eher einer Seekarte, auf der zwar die Routen und Positionen abgesteckt sind, aber mit mehr Raum zum eigenen Navigieren".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8080
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