Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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An Gott glauben heißt ihm vertrauen. Nicht so sehr darauf vertrauen, was ich kann und leiste, sondern darauf, was Gott kann und tut. Anderen vertrauen fällt mir aber oft sehr schwer. Und ich denke das geht vielen Menschen so. Dabei haben wir das alle mal gekonnt: Als Kinder nämlich.

Als ich neulich an dem Haus vorbeigefahren bin, in dem ich die ersten Jahre meines Lebens verbracht habe, ist mir eine Geschichte eingefallen. Ich war vielleicht vier oder fünf Jahre alt und hatte mich in unserem Wohnzimmer eingeschlossen. Ich weiß nicht mehr warum. Vielleicht wollte ich nur mal sehen, ob ich den Schlüssel umdrehen konnte

Ich hab's geschafft - aber leider nur in eine Richtung. Als ich versucht habe, die Tür wieder aufzuschließen, ging es nicht. Ich habe laut gerufen bis meine Mutter und mein Bruder gekommen sind. Sie haben mir von der anderen Seite der Tür aus allerlei Tipps gegeben, wie ich den Schlüssel drehen sollte, damit er sich bewegt. Aber ich hab's nicht geschafft. Schließlich hatte mein Bruder eine Idee: Ich sollte den Schlüssel aus dem Fenster werfen, er würde ihn dann holen und mich befreien. Es hat geklappt.

Was, wenn es nicht geklappt hätte? Was, wenn der Schlüssel im Gras, im Gebüsch oder in der Dachrinne gelandet wäre und mein Bruder ihn nicht gefunden hätte? Wäre es nicht viel sicherer und vernünftiger gewesen, alleine zu versuchen, die Tür zu öffnen? Als Kind habe ich so nicht gedacht. Mir völlig klar: Meine Mutter und mein Bruder holen mich raus. Ich habe ihnen voll vertraut.

Manchmal komme ich mir vor wie ein Kind, das den Schlüssel unbedingt behalten will. Dabei steht Gott vor der Tür und bietet mir an, dass ich mein Leben nicht alleine schaffen muss, sondern dass er mir dabei helfen will. Das einzige, was ich tun muss, ist ihm vertrauen. Als mein Bruder und meine Mutter damals auftauchten, war ich sehr erleichtert. Genauso entlastend könnte das heute auch sein. Wie viel Stress und Druck mache ich mir, weil ich mich ganz allein zuständig fühle für so viele Dinge. Wenn es mir gelingen könnte, Gott zu vertrauen, könnte ich viel entspannter und gelassener leben.

Wie das konkret aussehen kann? Vielleicht so: Indem ich morgen, am Anfang der neuen Arbeitswoche, mich nicht frage, wie ich bloß all die Aufgaben, die mich wieder erwarten, meistern soll, sondern stattdessen Gott beim Wort nehme und zu ihm sage: „Ok, dann lass uns mal sehen Gott, wie wir beide das zusammen hinbekommen".

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