Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Man höre und staune: Ein namhafter deutscher DAX-Konzern will über eine Quote   seine Führungsriege mit 30 % Frauen besetzen. Manche Herren, die grade nach der nächsten Sprosse greifen, werden das nicht so lustig finden!
Quote hin oder her: Frau hat noch einen langen Weg vor sich! Bei uns in der katholischen Kirche kommt Eva gleich mal gar nicht ran! Und die paar, die es in der Wirtschaft nach oben geschafft haben, müssen oft als die noch besseren Männer überzeugen. Diesen Wettbewerb können sie gar nicht gewinnen.
Nach wie vor dominieren in Wirtschaft und Verwaltung patriarchale und militärisch eingefärbte Führungsmuster. Das verrät schon die martialische Sprache, heißt es doch, „die Konkurrenz aus dem Feld zu schlagen", „strategische Allianzen" zu schmieden, „feindliche Übernahmen" zu organisieren und den „Siegeszug" der Aktie vorzubereiten. Statt mit einem einfachen Siegeslorbeer krönen sich dann die Feldherren mit absurden Managergehältern.
Frauen traue ich zu, dass sie eine neue, ganz andere Führungsqualität entwickeln könnten. Sie bekommen ja die Auswirkungen wirtschaftlicher Fehlentwicklungen ständig zu spüren. Erfahren am eigenen Leib, was zum Beispiel Niedriglöhne anrichten, wie die ausufernde Arbeitszeit rund um die Uhr Familien und Beziehungen beschädigt. Sie erleben, wie erschöpft und ausgebrannt ihre Männer abends nach Hause kommen und wie Arbeitslosigkeit Lebensentwürfe zertrümmert. Und sie sind vor allem in Sorge um die Zukunft ihrer Kinder.
Hätten Frauen das Sagen - vielleicht würden sie in ihren Entscheidungen mehr auf Wohl und Wehe der Familien und der ganzen Gesellschaft achten. Frauen könnte es eher gelingen als den Männern, Wirtschaft neu zu definieren und sie als Schicksalsgöttin zu entthronen. Sie ist weder Selbstzweck noch Bereicherungsanstalt für wenige, sondern hat sich um gutes Leben für alle zu kümmern.
Gutes Leben für alle - dafür haben sich auch die Frauen in der Bibel verstritten. Sie treten als mutige Prophetinnen in Erscheinung, als Diakoninnen an der Seite der Armen und übernehmen Leitungsfunktionen in den frühen Christengemeinden. Sie kämpfen mehr als die Männer aus Liebe und weniger aus Machtkalkül, haben eher das Ganze im Auge und verbinden Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit.  
Daher: Frauen vor - in Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche! Nicht aus Proporz, sondern weil ihre Führungsqualitäten unverzichtbar sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8017
weiterlesen...