Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Betriebsratsverseucht" - das Unwort des Jahres 2009! Wer immer es erfunden hat, er war wohl nicht ganz bei Trost! Oder handelt es sich bei der gesetzlich verbrieften Mitbestimmung um eine Art Schweinegrippe? Sind Betriebs- und Personalräte „linke Bazillen"? 
Ein Glück: Zehntausende engagierter Frauen und Männer sehen das anders und kandidieren in diesen Wochen für die Betriebs- oder Personalratswahlen. Die beiden großen Kirchen ermutigen sie in einem gemeinsamen Aufruf, über dieses Mandat „die Rechte der Beschäftigten zu stärken". Denn die Sozialethik der Kirchen „bekenne sich zur betrieblichen Mitbestimmung", und Betriebs- und Personalräte verkörperten „gelebte Solidarität", so heißt es in diesem Kirchenwort. 
Gerade die anhaltende Wirtschaftskrise mit ihren fatalen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze macht eine starke Interessenvertretung notwendig. Ohne eine solche wären bereits ganze Konzerne abgewickelt und noch weit mehr Jobs in Gefahr.
Übrigens fährt man besser mit als ohne Betriebsrat. Das wissen auch kluge und verantwortliche Unternehmer längst zu schätzen. In mitbestimmten Unternehmen fühlen sich die Beschäftigten weit sicherer und arbeiten motivierter.
Unbegreiflich, dass auch heutzutage in vielen Betrieben immer noch Betriebsratswahlen behindert oder gar verhindert werden. Das ist zwar strafbar, aber wo kein Kläger, da kein Richter! Schade aber auch, dass so viele Belegschaften sich ihrerseits nicht rühren, um von ihrem Recht Gebrauch zu machen. Denn Arbeit ist mehr als nur ein „Kostenfaktor", den es zu minimieren oder gar zu eliminieren gilt, und Arbeitende sind mehr als „Humankapital"! Sie haben Rechte und vor allem Würde.
Betriebsräte müssen starke Persönlichkeiten sein! Sie brauchen soziale Kompetenz, Ausdauer, Verhandlungsgeschick. Sie achten auf Tarife und Gesetze, schalten und walten aber auch oft hinter den Kulissen, verbinden Wunden, schlichten Streit, unterbinden Mobbing und Psychoterror im Betrieb. Sie sind oft die Klagemauer für viele Sorgen und Nöte. Da gerät man gern zwischen alle Stühle! „Stärken Sie Ihren Betriebsräten den Rücken", mahnen daher die Kirchen.
Den biblischen Geist der Stärke und des Mutes - den wünschen wir Betriebsseelsorger  allen Neu- und Wiedergewählten von Herzen.

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https://www.kirche-im-swr.de/?m=8014
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