Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht...", verkündet nach einer langen, anstrengenden Autofahrt Lisa, die freundliche Navigatorin.
Ob wir wohl im Augenblick unseres Todes so was Ähnliches zu hören bekommen? „Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht". Wir sehen schon von weitem die Lichter und hören die Musik, so stelle ich mir das vor. Also steigen wir aus und treten ein in den himmlischen Festsaal. Viele Freundinnen und Freunde werden uns begeistert begrüßen: „Wir haben lange auf dich gewartet, schön, dass du nun da bist."
Die Christen feiern heute Ostern, die Auferweckung Jesu vom Tode. Glaubende  verbinden mit den Ereignissen damals in Jerusalem die Hoffnung, dass dieser Christus  auch uns einmal hinein nimmt in seine Auferstehung. Wer mit ihm solidarisch durch Leben, Leiden und Sterben hindurchgegangen ist, den wird der Auferstandene doch im Tod nicht einfach hängen lassen.
Aber ist das nicht doch nur eine fromme Mär? Jagen wir vielleicht einem Phantom nach? Sollten wir uns nicht einfach im Tode eingestehen: „Aus die Maus!" Mit diesen Worten überschrieb ein Sarkast die Todesanzeige für seinen verstorbenen Freund. Hat er recht? Dann also Deckel drauf, und tschüss - das war´s dann wohl... 
Die Gefolgschaft Jesu macht offensichtlich nach der Kreuzigung auf Golgotha andere Erfahrungen, so berichten die Evangelien: Jesus lebt, plötzlich ist er da, tritt in ihre Mitte, spricht die Zweifelnden an, lässt sich berühren, isst und trinkt mit ihnen. Aus dem Unglauben brechen die Jüngerinnen und Jünger durch zum Osterglauben, und der ist auch für uns die einzige Stütze. 
Wer an die Liebe glaubt, dem kann Auferstehung so fremd nicht sein.  Als fiele ein Lichtstrahl durch einen Spalt, verrät die Liebe schon etwas von einer anderen, geheimnisvollen Welt jenseits der Tür. Gott ist Liebe, sagt die Bibel. Und wer liebt, der ist und bleibt in Gott. Liebe bis zur Hingabe - die hat Jesus gelebt wie kein anderer. So könnte doch auch für uns die Liebe die Brücke sein vom Tode hinüber zum Leben.
Ich verbinde mit Ostern die Hoffnung: Wenn wir in das GPS unseres Lebens die Koordinaten der Liebe einprogrammieren, dann werden wir auf diesem Leitstrahl durch alle Turbulenzen hindurch bei Gott ankommen: „Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht..."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8012
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