Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Kann man ein Fest feiern, wenn man den Tod vor Augen hat? Wenn einem eigentlich nach Jammern und Heulen zu Mute ist?

Jesus hat das so gemacht, einen Tag vor seiner Hinrichtung (Mk 14, 12-25). Es war schon abzusehen, dass es so kommen würde. Er wusste, in welcher Gefahr er war und seine Freunde ahnten es auch. Sie wussten, dass sie nicht mehr lange zusammen sein würden. Und keiner konnte genau sagen, was dann kommen würde. Aber es war Pessach. Da hielten die Juden jedes Jahr ein Festmahl ab zur Erinnerung an die Befreiung aus unerträglichen Lebensverhältnissen. Gott hatte ihre Vorfahren aus der Unterdrückung befreit, so dass die aufatmen konnten und neu anfangen zu leben. Gott ist einer, das das Leben will. Der Menschen frei macht von dem, was sie bedrückt. Das feierten sie mit diesem Fest. Und das feierte Jesus an seinem letzten Abend auch, mit seinen Freunden. Nicht weinen und jammern wollten sie. Der Abschied stand schon vor der Tür und der Tod wahrscheinlich auch. Aber sie feierten ein Freudenfest.

Wie man das kann? Pessach ist ein Fest der Erinnerung. Vor allem aber ist es ein Fest der Hoffnung. Weil Gott schon so viele vor uns getröstet hat und befreit, darum hoffen wir: Er kann auch uns befreien. Er wird auch uns befreien. Das feierten sie damals eben auch mit diesem Fest. Dass Gott einmal die Tränen abwischen wird. Dass es keinen Tod, kein Leid und keine Schmerzen mehr geben wird. Diese Hoffnung feierte Jesus mit seinen Freunden - am Tag bevor der Tod kam. Sie feierten, weil Gott Menschen von dem befreit, was sie bedrückt. Sogar, wenn der Tod kommt. Davon wollten sie sich Mut machen lassen.

Ich glaube, dass ihnen das damals gut getan hat. Man sollte die Hoffnung feiern, gerade und erst recht, wenn man Angst hat. Damit man sie nicht vergisst. Das hilft. Dann kann man sich gegenseitig bestärken und die Angst leichter aushalten, glaube ich. Das kommt ja dazu, wenn man miteinander feiert. Man spürt, wie gut man es hat. Dass man nicht allein ist. Dass es Menschen gibt für die ich wichtig bin und die mich mögen. Das spüre ich bei einem Fest. Damit kann ich dem entgegen gehen, was kommt.

Bis heute feiern Christen an diesem Gründonnerstag in Gottesdiensten das Abendmahl. Zugegeben, das ist nur ein Symbol. Ein wirkliches Fest ist das nicht. Trotzdem hält es die Hoffnung wach. Denn es erinnert an Jesus, der damals gefeiert hat und ausgehalten hat und durchgehalten, damit wir glauben können: Gott lässt keinen allein. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Gott will, dass wir leben können.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7973
weiterlesen...