Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ein Mann will sich treu bleiben. Er will nicht einknicken, als ihm wütende Kritik entgegen schlägt. Seine Gegner haben ihn verleumdet. Sie haben versucht, ihn als Fresser und Weinsäufer bloß zu stellen, damit seine Anhänger sich von ihm abwenden. Sie haben begonnen, Material gegen ihn zu sammeln, damit sie ihn fertig machen können. Aber der Mann wollte sich nicht zurückziehen und verstecken, nicht einmal als es richtig gefährlich für ihn wurde.

So verstehe ich, wie Jesus sich verhalten hat in seinen letzten Wochen und Tagen. Heute ist Palmsonntag, da erinnern wir Christen uns daran. Er hat sich nicht zurück gezogen, irgendwo in ein Dorf in den Bergen, wo keiner sich mehr für ihn interessiert. Er ist in die Hauptstadt gegangen. Er wollte, dass alle hören und sehen, wofür er stand.

Er hatte Aufsehen erregt, weil er überall gesagt hatte: Gott ist besonders für die Armen und die Gestrauchelten da. Er will, dass alle gut leben können. Klar, dass die Armen und Gestrauchelten ihn dafür verehrten und ihm nachliefen. Klar auch, dass die anderen nicht gut auf ihn zu sprechen waren. Die immer gedacht hatten, sie hätten Gott auf ihrer Seite, weil sie erfolgreich waren, die alle Normen erfüllten und als anständige Bürger galten - die verstanden als Kritik, was er sagte. Die fühlten sich an den Pranger gestellt. Jesus ließ es nicht gelten, wenn sie sagten: So ist die Welt, jeder ist seines Glückes Schmied. Sie spürten seinen Vorwurf, dass sie die Liebe und die Verantwortung für die Schwachen vergessen hätten und das auch noch als Gottes Ordnung betrachteten. Das wollten die guten Bürger nicht länger ertragen. Deshalb wollten sie Jesus los werden. Sie sammelten Material gegen ihn.

Und Jesus wusste das. Trotzdem ist er nicht eingeknickt. Er wollte nicht den Mund halten und sich nicht ins Privatleben zurückziehen. Dann hätte er ihnen und ihrem unbarmherzigen Gott recht gegeben. Deshalb ging Jesus in die Hauptstadt.

Wir heute wissen - es ist schief gegangen damals. Schon nach ein paar Tagen haben sie ihn verhaftet und umgebracht. Aber gerade da haben viele begriffen: Dieser Mann hatte wirklich Gott auf seiner Seite. Und sein Weg ist der Weg Gottes. Ein paar Jahre später steht in einem Brief an die ersten Christen: „Jeder soll auch auf das Wohl der anderen bedacht sein, nicht nur auf das eigene Wohl. Das ...ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat." (Phil 2, 4f; NGÜ)

Die Leute haben das begriffen, weil Jesus nicht eingeknickt ist. Nicht einmal als er dafür sterben musste. Das hat viele überzeugt: Dieser Mann hat uns Gott gezeigt. Und die Welt kann anders werden, wenn wir uns an ihn halten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7969
weiterlesen...