Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Es ist zwar schon sehr lange her, aber weil es einfach so außerordentlich undauch so außerordentlich schrecklich war, möchte ich daran erinnern: heute vor 30 Jahren, am 24. März 1980, wurde Oscar Romero erschossen.Während er die Messe feierte.

Romero war Erzbischof von San Salvador. Er hat sich mutig auf die Seite der Armen gestellt, sich dabei in die Politik seines Landes eingemischt und dafür sein Leben gelassen.

Ich kann mich noch gut an diese Gräueltat erinnern, daran wie wir als katholische Jugendliche geschockt waren. Romero war ein Hoffnungsträger - auch für uns. Einer der gelebt und gezeigt hat, was es heißt, sich auf die Seite der Armen und Unterdrückten zu stellen. Nicht müde zu werden sich für Gerechtigkeit einzusetzen und Unrecht öffentlich anzuprangern.

Besonders berührt mich dabei heute, dass Oscar Romeros Weg dahin kein gradliniger war. Ursprünglich galt er als konservativ, als einer der Karriere machen wollte und machte.  Als er 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde, wurden Arbeiter, Bauern und Teile der Priesterschaft gewaltsam unterdrückt.  Das Militär und eine rechtsgerichtete reiche Minderheit hatten das Sagen. Der als konservativ geltende Romero sollte als Vertreter der Kirche ein gutes Einvernehmen mit den Machthabern garantieren.

Doch diese Rechnung ging nicht auf. Oscar Romero veränderte sich, ließ sich verändern.

Schlüsselerlebnis war dabei wohl ein vom Militär verübtes Massaker an Demonstranten. 

Romero schaute hin, nicht weg. Er benannte das Unrecht, räumte sein Büro in der Hauptstadt und machte es zu einem Cafe, zur Anlaufstelle für Verfolgte... und hörte diesen zu. Mehr noch, er forderte die Bevölkerung auf, die vom Militär Verfolgten aufzunehmen, sie zu verstecken.

Und er wurde nicht müde die Regierung aufzufordern, der Unterdrückung ein Ende zu setzen. So auch in seiner letzten Sonntagspredigt: „Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, flehe ich sie an, bitte ich Sie inständig, ersuche ich sie im Namen Gottes: Machen sie der Unterdrückung ein Ende!", fordert er sie auf.

Seine Wandlung hat ihn das Leben gekostet. Das zeigt, wie gefährlich ein konsequent gelebter Glaube in manchen Gegenden der Welt noch sein kann.

 Es zeigt aber auch, dass brutale Unterdrücker zwar Menschen töten können. Nicht aber ihre innersten Überzeugungen. Sie bleiben lebendig.

Und mit ihnen auch Oscar Romero.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7921
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