Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Haben oder Sein" das isteiner der richtungsweisenden Buchtitel eines Mannes dem es um die Seelen der Menschen ging: Erich Fromm.Heute vor 110 Jahren wurde er in Frankfurt geboren. 1934 verließ der bekannte Psychiater und Sozialpsychologe Deutschland und machte sich zunächst vor allem in den USA einen Namen.Eine seiner zentralen Fragen ist heute noch - oder wieder hochaktuell: „Wie schafft es der Mensch, sich nicht selbst zu verlieren?"
Worin findet er Halt in einer Umwelt, die ihn verunsichert? Und zwar ohne dass er sich fremden Autoritäten beugt und zu einem entmenschlichten Werkzeug einer Wirtschaft wird, die nur an Profitorientiert ist.
Klingt (vielleicht) etwas kompliziert. Ich möchte aber trotzdem versuchenaufzudröseln, was damit gemeint ist. Wie gelingt es mir, mich nicht selbst zu verlieren, das was mich ausmacht. Meine Person - mein Wesen? Erich Fromm gibt zwei Wege an: Durch Liebe und Arbeit. Arbeit im Sinne von schöpferischem Mitgestalten der Welt, Liebe im Sinne von Zuwendung an ein Du aber auch indem ich mich mir selbst zuwende. Er fordert mich auf, darüber nachzudenken, ob ich ein Mensch des Habens oder des Seins sein will. Sprich, ob ich mich über das definiere, was ich besitze, oder das was ich bin. Und er plädiert eindeutig dafür, mehr das Sein und sein dürfen in denBlick zu bekommen.
Auch wenn er selbst sich nicht religiös gesehen hat,kommt seine Idee, wie Menschsein gelingen könnte dem jüdisch-christlichen Menschenbild sehr nahe.
Das jüdisch-christliche Menschenbildverweist mich immer wieder auf einen Gott, der mich annimmt vor aller Leistung und der mich nach seinem Bild geschaffen hat. Auf einen Gott, der Ja zu mir sagt und mich in die Freiheit entlässt mein Leben zu gestalten. Ein Gott, von dem gesagt wird, dass vor ihm alle gleich und gleich viel Wert sind. Dem es nicht darauf ankommt, was einer an Besitz anhäuft, sondern dass wir das Leben ergreifen und es gestalten.  Nicht selbstsüchtig, aber selbstbewusst. Nicht fixiert auf uns selbst, nicht berechnend sondern einander liebend zugewandt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7920
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