Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie war Jesus wohl als Kind...oder als Jugendlicher? Darüber wissen wir wenig bis nichts. Und doch finde ich es interessant, dieses Wenige einmal genauer zu betrachten:

Aus den Kindheitsgeschichten des Lukasevangeliums lässt sich ablesen, dass seine Eltern fromme und praktizierende Juden waren. Maria hat verwandtschaftliche Verbindungen zu einem Priester. Josef wird als gerecht - das bedeutet Gott-verbunden bezeichnet.

Sie leben mit ihrem Sohn in dem kleinen Ort Nazareth, betreiben einen Handwerksbetrieb und schicken ihren Sohn vermutlich in die Synagogenschule.

Jedes Jahr pilgern sie mit der Dorfgemeinschaft nach Jerusalem in den Tempel. So auch in dem Jahr, als Jesus 12 Jahre alt ist. Er ist kein kleines Kind mehr, gilt als religionsmündig...und dass ihn sein Glaube interessiert und fesselt, wird bei dieser Wallfahrt mehr als deutlich.

Denn während seine Eltern sich schon längst auf dem  Heimweg befinden und denken er sei auch in ihrer Pilgergruppesitzt er seelenruhig in der Tempelschule und wird nicht fertig mit Fragen und Zuhören und Diskutieren. 

Die Schriftgelehrten freuen sich über diesen aufgeweckten und interessierten Jungen, der so gut Bescheid weiß und sie gleichzeitig mit seinen Fragen verblüfft.

Ganz anders die Reaktion seiner Eltern. Sie suchen ihn 3 Tage ohne Erfolgund sind außer sich vor Angst, „Kind, wie konntest Du uns das antun?"  schleudert ihm seine Mutter entgegen als sie ihn endlich gefunden haben. Vermutlich erleichtert und wütend zugleich. Welche Eltern können das nicht nachempfinden? ...Aber auch die Reaktion des Jugendlichen Jesus kommt mir mehr als vertraut vor. „Was habt ihr denn? Wusstet ihr etwa nicht, dass ich hier sein musste?

Jesus konfrontiert seine Eltern mit dieser Frage. Und ich find es tröstlich, dass sie ihn auch nicht sofort und ganz verstehen. Von Maria lese ichin der Bibelweiter,dass sie das, was da geschehen ist in ihrem Herzen bewegt. Dass sie mit den Augen des Herzens sehen will, was das Eigene ihres Sohnes ist, was ihn ausmacht, was ihm wichtig ist.

Diese Haltung macht mir Mut. Mut hinzuschauen, wo Kinder, worin mein Sohn zu Hause ist. Sie fordert mich auch heraus, ihm seinen eigenen Weg zuzugestehen, den Freiraum zu lassen, das Seine zu entdecken. Und sie gibt mir die Hoffnung, auch ihndann in seinem Eigenen wiederzufinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7919
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