Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Putzfrauen und Müllmänner sind für die Gesellschaft wichtiger als Banker und Steuerberater.
Das behaupten englische Volkswirtschaftler. Sie haben untersucht, welche Jobs zum Wohlstand in einer Gesellschaft beitragen und welche nicht. Und was sie herausfanden, war ziemlich verblüffend.
Eine Reinigungskraft bringt nämlich mehr für die Gesamtgesellschaft als ein Spitzenbanker. Und ein Müllmann leistet wesentlich mehr für alle als ein Steuerberater.
In der Finanzstudie waren dazu die exakten Zahlen zu lesen.
Ganz schön hart, dieses Ergebnis. Oder eben wirklich wichtig. Und zwar für die Leute, die im sogenannten Niedriglohnsektor arbeiten und deren Berufe kein besonders hohes Ansehen genießen. Denn die leisten für eine Gesellschaft nachweislich sehr viel!
Müllmänner zum Beispiel schaffen für die Gesellschaft einen Wert, der zwölf Mal höher ist, als das, was sie verdienen. Denn sie tragen dazu bei, dass durch Recycling CO2 Emissionen eingespart werden können und dass sich der Rohstoffverbrauch verringert.
Bei den Reinigungskräften ist es ähnlich. „Für jedes Pfund, das wir ihnen zahlen, erwirtschaften sie mehr als 10 Pfund an gesellschaftlichem Wert“, berechneten die englischen Finanzexperten.

Es ist also schlicht weg falsch, von einer hohen Bezahlung auch auf eine wichtige gesellschaftliche Leistung zu schließen. Und es ist nicht nur sozial, sondern auch volkswirtschaftlich gesehen ungerecht, dass beispielsweise Putzfrauen und Müllmänner so schlecht bezahlt werden. Nicht nur in England, sondern auch in Deutschland. Denn würde man dieselbe Studie in Deutschland machen, wäre das Ergebnis ganz ähnlich.

Seit ich von dieser Studie gehört habe, finde ich: Unser Bild von den scheinbar wichtigen und den scheinbar unwichtigen Leuten müsste sich völlig umkehren.
Mir fiel auch der Satz von Jesus ein – „die ersten werden die letzten sein“. Und es hat mich verblüfft, wie er hier passt. Hat Jesus das so gemeint, dass die, die wir für die letzten halten, genau so wichtig sind, wie die anderen – oder vielleicht sogar wichtiger?
Jesus hat vor 2000 Jahren natürlich keine volkswirtschaftlichen Studien betrieben. Er hat vom Himmelreich gesprochen, in dem es nicht darum geht, wie viel einer verdient und geleistet hat oder wie fromm einer gewesen ist. Wichtig sind ganz andere Dinge – zum Beispiel das, was wir für andere tun und wie wir alle zusammen dazu beitragen, diese Welt zu einer guten Welt für alle zu machen.
Wenn wir das jetzt schon kapieren würden und nicht erst im Himmel - ich glaube, dann könnte ein Stück von diesem Himmel auch jetzt schon auf die Erde kommen.

www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,druck-666917,00html
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7880
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