Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Name ist Schall und Rauch“ – sagt man. Ich mag diesen Spruch nicht. Er passt in eine Welt, in der wir oft nicht mehr mit Namen benannt, sondern mit Zahlen nummeriert werden. Und Zahlen sind keine Menschen. Zahlen sind berechenbar, Menschen nicht. In der Antike hatte der Name eine große Bedeutung. Er sagte etwas aus über das Wesen einer Person oder einer Sache. Wenn Gott durch den Propheten Jesaja sagt: „Fürchte dich nicht . . . ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.“ (43,1) - dann ist das nicht besitzergreifend, nicht verfügend gemeint, ganz im Gegenteil: Gott schenkt und schützt unsere Freiheit und Würde, unsere Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit. Und wie heißt Gott? Was für einen Namen hat er? – Gott hat tausend Namen in aller Welt und tausend Gesichter bei allen Menschen. Gott wird auf vielerlei Weisen angesprochen, verehrt und angebetet. Gott ist eine große Frage in unzähligen Herzen und wird angezweifelt in vielen Köpfen. Wenn ich mich an der Bibel orientiere, dann erfahre ich, dass Gott sich selbst einen Namen gibt: „Jahwe“ – das heißt: „Ich werde der sein, der immer für euch da sein wird.“ (Exodus 3,14) Dieser Name ist kein Begriff, der mir etwas erklärt, was ich dann wüsste. Mit seinem Namen signalisiert Gott, dass er uns Wegbegleiter sein will. Er möchte uns ein Gegenüber sein, zu dem wir „Du“ sagen können. Allerdings entzieht sich Gott auch jedem menschlichen Zugriff. Sein Name besagt Nähe und Rätsel zugleich. Es ist Jesus, der dem Namen Gottes seine ganz persönliche Note gibt. Er nennt Gott „Abba“ – das heißt „Vater“ und sehr liebevoll einfach „Papa“. Und er meint, wir sollten Gott auch so ansprechen. Inniger geht es wohl nicht! Und so betet Jesus einmal: „Vater, ich habe ihnen deinen Namen offenbart . . . bewahre sie nun in deinem Namen.“ (Johannes 17,6a.11b) In seinem Namen bewahrt sein – das heißt für mich: Gott würdigt mich als einmalig und einzigartig. Und Gott schützt die Würde des Menschen. Das ist auch angedeutet in diesem wunderbaren Bild, mit dem Gott durch den Propheten Jesaja spricht: „Sieh her: ich habe deinen Namen, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.“ (49,16) In seinem Namen bewahrt sein, darunter verstehe ich auch: Gott möchte, dass ich von ihm gehalten – lebe. Dass ich mit ihm die Höhen und Tiefen des Daseins bestehe. Ein Leben, das nicht untergeht und selbst dem Tod standhält. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7854
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