Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die kürzeste Definition für Glaube ist: die Unterbrechung.“ – Der Theologe Johann Baptist Metz hat das gesagt. Als ich das gelesen habe konnte ich damit zunächst nichts anfangen, hab mir dann aber doch so meine Gedanken gemacht. Der Satz könnte heißen: Der Glaube unterbricht den Lauf der Dinge. Er hält auf, was halt einfach so weiter geht. Er durchbricht den täglichen Trott, die Routine, indem ich innehalte. Ich nehme mir kurz die Zeit und werde still - etwa für ein Gebet. Den Tag heute unterbreche ich mit einem Gedanken an den 11. März vor einem Jahr. Tim K. hatte in Winnenden und Wendlingen so gezielt wie eiskalt Menschen getötet. Ich gedenke der Toten und all derer, denen diese Bluttat unendlich viel Leid gebracht hat. Wie gehen die Familien der Opfer nach einem Jahr damit um? Wie sieht der Alltag für die Schülerinnen und Schüler, für die Lehrerinnen und Lehrer an der Albert Ville Realschule aus nach diesem Jahr? Und für die Familie von Tim K.? Welche Gefühle, welche Fragen, welche seelischen Belastungen sind geblieben? Aus diesem Anlass hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend eine Gebetskarte herausgegeben – mit einem Segensspruch von Jugendlichen für Jugendliche. Ich möchte ihn mitbeten. „Guter Gott, halte Deine Hände segnend und schützend über unsere Schule und unsere Gemeinschaft. Jeden Tag reiche jemand Dir die Hände. Jeden Tag gehe jemand mit Dir Wege. Jeden Tag erfülle jemand Dich mit Kraft. Jeden Tag stärke Gott Deine Hoffnung. Jeden Tag sei Gott an Deiner Seite.“ „Die kürzeste Definition für Glaube ist: die Unterbrechung.“ – Ich möchte immer mal wieder meine Einstellungen überprüfen – gegenüber Mitmenschen, gegenüber meiner Lebenssituation, gegenüber dem, was um mich herum passiert - in der kleinen und großen Welt. Ich möchte darauf schauen, ob das, was ich mir vorgenommen habe, noch stimmt. Ob die Ziele, die ich mir gesteckt habe, dazu dienen, dass mein Leben gelingt – oder ob sie mich in die Irre führen. Wenn ich solche Unterbrechungen zulasse, dann spüre ich manchmal eine Tiefe, in der ich mir selber begegne. Und ich spüre eine Sehnsucht nach Gott, die mich in Atem hält. Und die mir vielleicht wieder Klarheit schenkt und Orientierung gibt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7823
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