Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute Nacht gehen die Olympischen Spiele zu Ende. Zweieinhalb Wochen lang haben sich viele mit den Siegern gefreut und die Verlierer bedauert. Es war schön, zu sehen, wenn einer sich freut, der ganz unverhofft gewonnen hat und auch, wenn eine endlich oben auf dem Treppchen steht, die jahrelang dafür trainiert hat. Etwas zu leisten, macht Spaß, vor allem dann, wenn man einen guten Tag erwischt hat und am Ende gewinnt.
Es gab aber auch einen Toten und viele schlimme Stürze. Leute, die mehr davon verstehen als ich, sagen: Weil am Ende nur noch die zählen, die gewonnen haben, riskieren manche Sportler ihre Gesundheit und ihr Leben.
Mit dem Leistungsdruck der nicht nur im Sport entstanden ist, machen Menschen sich das Leben schwer. Sogar in der Bibel scheint der Apostel Paulus den Christen das Leben schwer zu machen. „Wisst ihr nicht,“ schreibt er, „dass in der Kampfbahn alle laufen, aber nur einer bekommt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!“ (1. Kor 9, 24)
Paulus schreibt das vom Verhalten und Handeln der Christen. Auch da sollen alle gut durchtrainiert sein und ihr Bestes geben. In jeder Hinsicht vorbildlich leben, immer großzügig zu denen, die Hilfe brauchen, nie ein böses Wort, und vor allem: bibelfest wie ein Theologieprofessor und jeden Sonntag im Gottesdienst. Und wehe, einer macht einen Fehler! Ob Paulus das wirklich so meint? Christsein als eine Art Leistungssport, wo nur der Beste am Ende gut da steht? Nein, ich glaube, er meint es genau anders herum: Er sagt ja nicht: Strengt euch alle an, damit man sieht, wer der Beste ist. Er sagt auch nicht: Nur die allerbesten sollen alles geben – und die anderen können zuschauen. Paulus sagt: Ihr sollt alle euer Bestes geben – jeder das, was er kann – dann werdet ihr alle gewinnen. Das ist der entscheidende Punkt, finde ich. Wenn jeder tut, was er kann, nicht mehr und nicht weniger, wenn also alle ihr Bestes geben, dann haben alle was davon. Dann wird eine gut reden können und andere inspirieren und ihnen Mut machen. Ein anderer kann gut zuhören und die entlasten, die einen Fehler gemacht haben. Eine kann vielleicht gut kochen und die anderen damit bei guter Laune halten und der nächste kann für alle beten. Und wenn eine einen Fehler macht, dann kommt es darauf an, das zuzugeben und wieder aufzustehen und es besser zu machen.
Wenn nur die Stärksten sich abstrampeln und die anderen abwarten, dann gibt es irgendwann ein Unglück. Wenn alle ihr Möglichstes tun, dann profitieren alle davon. Gut, dass das im Leben anders ist als bei der Olympiade. https://www.kirche-im-swr.de/?m=7798
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