Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Warum beten Männer seltener als Frauen? In Umfragen wird das oft behauptet. Oder nehmen Sie den Kirchgang als Indiz. Dann ist es wohl so. Männer beten seltener. Warum?
Vielleicht liegt es ja daran, dass wir Männer überhaupt weniger reden. Heißt es ja immer. Vor allem wenn es ans Eingemachte geht. Das kennen Sie ja auch: „Jetzt sag doch was“. Manchmal würde man ja gern was sagen. Aber es geht nicht. Vielleicht ist das beim Beten ähnlich. Andererseits, es gibt einen Mann in der Bibel, der behauptet: Beten geht ohne Reden. Das ist das Gute daran. Wenn einem die Worte noch im Hals stecken, dann kann es trotzdem schon in uns beten. Paulus hat gemeint: Wenn man aus tiefstem Inneren „oh je“ seufzt. Das ist schon gebetet. Weil der liebe Gott keine Ohren braucht, um zu wissen, was mit einem los ist. So gesehen, beten wir Männer wohl doch nicht so selten.
Und wie steht es mit dem Beten mit Worten? Warum machen Männer das seltener als Frauen? Vielleicht geht es vielen wie dem Journalisten Matthias Stolz. Der sagt von sich:
Manchmal denk ich an Gott, wenn es mir besonders gut geht - oder wenn ich mich sorge. Dann rede ich ein bisschen mit ihm. ..Wobei ich nicht erwarte, dass sich Gott ins Leben einmischt.
„Ein bisschen und manchmal“ sagt er. Weil die Verbindung zu Gott nicht mehr so vertraut und eng ist wie früher als Junge? Man ist ja kein Kind mehr. Man kommt mit seinem normalen Leben allein klar. Muss klar kommen. Ich kann das gut nachvollziehen.
Aber ich weiß auch: Beten tut gut, weil erwachsenes Beten weit mehr ist als wie ein kleines Kind um Hilfe zu rufen. Erwachsen Beten ist eine ganz besondere Art, auch mit mir selbst umzugehen. Bevor ich mich mit Worten an Gott wende, muss ich bedenken, was mich wirklich bewegt. Wenn ich meine Wünsche vor Gott in Worte bringe, dann wird mir klarer was ich erhoffen muss. Und was ich selber beitragen kann. So gesehen ist Beten immer auch intensives Selbstgespräch. Sich innerlich einstellen und orientieren.
Nur ein kleines Beispiel: Wenn man bittet, bevor man auf die Autobahn fährt, dass man wieder heil und sicher daheim ankommt. Wenn ich mich traue, Gott das zu bitten, dann gehört es auch dazu, dass ich daran denke, was mein Teil dabei ist. Versuchen, vernünftig zu fahren, für mich und die anderen. Ich glaube, mit Gebet fährt und lebt sichs anders.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7795
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