Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Könnten Sie Medien-Fasten? Ein Wochenende ohne Internet? Einen Abend in der Woche den Fernseher auslassen? Oder eine Woche lang Bus oder S-Bahn fahren, ohne Handy oder mp3 Stöpsel im Ohr? Könnten Sie Medien-Fasten?
Nötig wäre es manchmal: Medien verbinden uns mit der Welt, aber sie können uns auch fernhalten von denen, die neben uns sitzen. Oder kennen Sie das etwa nicht von sich, was ich letzte Woche im Zug beobachtet habe: Ein Abteil mit einer 5-köpfigen Familie. Unterwegs in den Ski-Urlaub. 2 Erwachsene, drei Kinder, etwa 5, 8 und 10 Jahre alt. Es ist mucksmäuschenstill im Abteil. Dabei sitzen die drei doch nebeneinander auf einer Bank. Aber jedes Kind ist völlig in sich gekehrt. Alle hängen andächtig am jeweils eigenen mp3-Kabel. Versunken in eine ganz eigene Welt. Für Eltern eine Urlaubsfahrt ohne Stress. Wenn ich da an Fahrten früher denke. Da hat es manchmal im Auto Zoff gegeben, ob jetzt Bibi Blocksberg gehört wird oder „3 Fragenzeichen“.
Andererseits, ich habe gewusst, was meine Kinder gern hören. Ich habe teilgenommen an der Welt, die sie sich da medial gegeben haben. Und manchmal gab es auch Kassetten, da hat man miteinander gesungen. Saß nicht bloß nebeneinander, jeder für sich, sondern war beieinander und miteinander.
Ist das der Preis, den wir für immer mehr Medien zahlen? Man nimmt teil an der ganzen Welt, aber nur, um sie für sich zu behalten. Was mit denen los ist, die neben einem sitzen, oder in der Nähe leben, kriegt man das noch mit? Muss man diesen Preis bezahlen? Ich fürchte, dieser Preis ist zu hoch.
Jesus hat mal gewarnt: „Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei an seiner Seele Schaden nimmt.“ Er meint: Meine Seele, also das was mich ausmacht, das braucht Nähe und Austausch mit anderen Menschen und mit Gott. Wenn ich alles nur in mich hinein sauge wie in einen Schlund und nicht mehr teile, und wenn ich die Verbindung zu denen neben mir verliere, dann nimmt meine Seele Schaden.
Darum glaube ich, dass Medien-Fasten heutzutage wichtig ist, für mich und für Sie vielleicht auch. Nicht Medien abschaffen. Das ist ja das Wichtige am Fasten. Man tut es auf Zeit, damit man das richtige Maß wieder findet für etwas.
Offline Zeit, Fernseher aus, sich abstöpseln. Das schafft Zeit. In der ich die Menschen sehen und spüren kann, die mir leibhaftig über den Weg laufen oder neben mir sitzen.
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