Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Anhänger des neuen Weges sorgten für ziemlichen Aufruhr.“ (Apostelgeschichte 9,2; 19,23) In Jesus erkannten sie den „Mittler des neuen Bundes“. (Hebräer 9,15) Die Sprache verrät es schon, das steht in der Bibel. Gemeint waren die ersten Christen, die junge Kirche. Was war daran neu? – Jesus lehrte eine andere Beziehung zu Gott. Anders, als das, was Menschen schon immer von Gott erwartet oder befürchtet haben. Sie sollten ihm nicht ängstlich und unterwürfig begegnen, sondern voll Vertrauen und Liebe. Menschliche Würde und Freiheit, die Gleichstellung von Frau und Mann, Sorge für die Armen und Kranken – das waren Stichworte, die diese neue Gemeinschaft gekennzeichnet haben. Für die Antike war das eine Revolution, die – wie gesagt – für „ziemlichen Aufruhr“ sorgte. Daraus ist inzwischen eine alte, mitunter schwerfällige Bewegung geworden. Eher misstrauisch gegenüber allzu viel Neuem. Bedacht auf das, was sich bewährt hat. Bei dem man weiß, wo man dran ist. Die Kirche tut sich oft schwer, ihre Botschaft neu zu sagen und entsprechende Formen von Glauben und Leben für die Menschen heute zu entwickeln. Dabei fällt auf: Die Bibel schätzt das „Neue“. In schweren Zeiten ermutigen die Propheten das Volk Israel zum Gottvertrauen: Er wird „etwas Neues machen“ (Jesaja 43, 18-19) und einen „neuen Bund“ in Aussicht stellen (Jeremia 31, 31-34). Mit einem „neuen Herzen“ und einem „neuen Geist“ werden sie auf „neue Gedanken“ kommen und Gott „neue Lieder“ singen. (Ezechiel 11, 14-25) So heißt es dort. Das Neue, wie es in der Bibel steht, hat aber nichts zu tun mit Vorstellungen, wie wir das heute sehen: „Heute in und morgen out“. In der Bibel gibt es die Hoffnung auf „einen neuen Himmel und eine neue Erde“. (Offenbarung 21,1) Und was heißt hier neu? – Unbekannt – also nicht, was wir ohnehin schon lange kennen. Unerhört – also nicht, was wir schon lange haben läuten hören. Ungewöhnlich – was eben nicht unseren Gewohnheiten entspricht. Außerordentlich – was nicht aus unseren Ordnungen entsteht, unsere Ordnungen aber gehörig durcheinander bringen kann. Und neu heißt in der Bibel auch: Es gibt ein Ziel – Gott selbst. Die Menschheit, die Geschichte, die Schöpfung sind mit einbezogen, wenn er verspricht: „Seht, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5)

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