Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ergebnis oder Erlebnis: was zählt beim Sport?
Vielleicht sagen Sie jetzt: So kann nur eine Frau fragen, die sich wahrscheinlich nicht für Sport interessiert. Ohne gutes Ergebnis kein Erlebnis! Verlieren macht keinen Spaß. Weder dem Verlierer noch den Zuschauern und Fans. So ist das beim Sport.
Ja, ich weiß, dass das so ist. Jedenfalls ist es so geworden. Aber ich bin erschrocken, was dabei heraus kommt. „Leistungs- aber auch Breitensportler im Kindes- und Jugendalter neigen dazu, Verletzungen und körperliche Beschwerden herunterzuspielen oder zu verschweigen, um ihren Erfolg nicht zu gefährden.“ Das hat sich nicht eine unsportliche Pfarrerin ausgedacht, das steht im Jugendsportbericht des Deutschen Olympischen Sportbundes. Und in einer wissenschaftlichen Untersuchung zum Jugendfußball haben Jugendliche angegeben, dass der Spaß am Fußball verloren gehe, je mehr das Training erfolgsorientiert wird . Grund: wenn das Ergebnis mehr wert ist, als das Erlebnis, dann lernt man, notfalls auch unfair zu spielen, wenn es bloß Gewinnen hilft. Und dann macht es keinen Spaß mehr.
Wenn der Erfolg wichtiger ist als das Erlebnis – dann verliert man die Freude dabei. Ich glaube, das gilt nicht nur für den Sport, sondern für das Leben überhaupt: für die Arbeit, für die Schule, für das Privatleben auch. Man kann sich über einen Erfolg ja gar nicht wirklich freuen, wenn man gleich hinterher darauf aufpassen muss, dass es beim nächsten Mal auch wieder klappt.
Jesus hat gezeigt, dass es auch anders geht. Und dass es andere Dinge sind, die wirklich glücklich machen. Zum Beispiel, wenn man etwas für andere tun kann, damit die zurecht kommen mit ihrem Leben. Wenn ich anderen eine Freude machen kann – das freut mich zurück. Wenn ich ihre Freude erlebe, dann bin ich stolz, dass ich das so gut hingekriegt habe. Oder wenn Menschen ohne Konflikte an einem Tisch sitzen können und miteinander das Leben genießen wie bei einem Fest. Ein Fest, bei dem nicht danach gefragt wird, wer der erste ist und wer die beste. Für Jesus war das seine Vorstellung von richtig gutem, glücklichem Leben.
Verstehen sie mich nicht falsch: Wenn man sich freuen kann, dass man wieder ein Stück voran gekommen ist, im Team oder in der Mannschaft. Das sind tolle Erlebnisse. Aber wenn jemand da ist, der mit mir heult, wenn es nicht so geklappt hat und der bei mir bleibt und sagt: Das stehen wir durch! Solche Situationen vergisst man erst recht nicht. Und das Ergebnis: das ist dann zweitrangig.
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