SWR3 Gedanken

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„St. Patricks Fegefeuer“, so heißt eine kleine Insel mitten in einem idyllischen See in Irland. Eine Wiese, ein Bootsteg, ein Kloster – das ist alles. Eine sogenannte „Buß-Insel“. Der Heilige Patrick soll sich einst hierher zurückgezogen haben. Und auch heute noch kommen Menschen hier her, die ihr Leben überdenken und ändern wollen.
Seit gut 1000 Jahren landen Pilger hier mit dem Boot. Normalerweise bleiben sie drei Tage lang auf der Insel. Als erstes heißt es dann: Schuhe aus, denn auf der Insel laufen alle barfuß. Und auch sonst ist der Aufenthalt auf „St. Patricks Fegefeuer“ kein Zuckerschlecken. Drei Tage lang bei trockenem Brot und Tee. Strenge Gebetsrituale und wenig Schlaf. Aber trotzdem sind die unbequemen Pritschen im Kloster fast immer ausgebucht.
Der Prior des Klosters, Richard Mohan, meint zu wissen, warum. Er sagt: „Barfuß und unbequem, aber umgeben von Stille und Frieden. So findet man den Weg zum eigenen Ich leichter. Hier kann man lernen, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. “
Ich kenne das auch. Ich kann viel besser über mein Leben nachdenken, wenn ich nicht zu sehr drin stecke. Wenn ich aus dem Alltag ausbreche und wie von außen drauf schauen kann. Im Urlaub gelingt mir das manchmal. Oder wenn ich krank bin und eine Zwangspause einlegen muss.
Die meisten Menschen, die auf dem Bootsteg von „St. Patricks Fegefeuer“ auf ihre Rückfahrt warten, sehen irgendwie verändert aus. Richard Mohan hat das beobachtet. Er sagt: „Trotz aller Entbehrungen: Wenn die Menschen wieder von der Insel wegfahren, fühlen sie sich ungeheuer erfrischt und gestärkt.“
Erfrischt und gestärkt durch Verzichten - diesen Effekt wünsche ich mir auch von der Fastenzeit. Gestern hat sie angefangen und dauert bis Ostern. Etwas länger zwar als auf St. Patricks Fegefeuer, aber dafür lang nicht so hart.

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