Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Nach Weihnachten hatte ich mal wieder einen steifen Nacken. Ich weiß nicht, ob ich irgendwie Zug abbekommen habe oder zu viel Stress hatte. Auf jeden Fall hatte ich richtig heftige Kopfschmerzen konnte den Kopf kaum bewegen. Am liebsten hätte ich mich einfach flach ins Bett gelegt und niemanden mehr gesehen.
Nennt man so etwas „halsstarrig“? Gott nennt sein Volk, die Israeliten bei ihrem Weg durch die Wüste manchmal „halsstarrig“. Er meint damit, dass sie einen sehr beschränkten Blick, eine verengte Perspektive haben – eben wie mit einem steifen Nacken.
„Halsstarrig“ nennt Gott ein Verhalten, bei dem ich nur noch auf mich selbst sehen kann und nur wahrnehme, wie es mir gerade geht. Ich erlebe das immer wieder bei Hausbesuchen, die ich als Pastor mache: Da komme ich zu Menschen, die sind den ganzen Tag am Jammern, wie schlecht es ihnen geht. Das mag ja stimmen, aber dann erlebe ich andere Menschen, denen geht es mindestens genauso schlecht, aber die jammern nicht. Die fragen mich sogar, wie es der oder jenem geht oder erzählen von ganz anderen Dingen. Anscheinend ist ihre Wahrnehmung eine andere.
Das Volk Israel war damals nur am Jammern. Sie konnten nur sehen, wie schlecht es ihnen gerade geht und dass es überall besser wäre, als bei ihnen.
Gott versucht ihnen die Augen zu öffnen, damit sie neu sehen, wie er sie bis hierher geführt hat. Er erinnert sie daran, wie er sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit und auf dem langen Weg durch die Wüste nie vergessen hat. Jetzt wollte er sie in das gelobte Land führen – aber das hatten sie anscheinend einfach vergessen.
Hier liegt genau das Problem: Wer so blind für das Vergangene ist, der beraubt sich seiner Zukunft.
Gott sagt seinem Volk damals und er sagt es auch uns heute: „Ich war in der Vergangenheit bei dir“, und: „ich werde dich auch in Zukunft begleiten und doch nicht vergessen“.
Ich brauche diese andere Sichtweise, die nicht nur halsstarrig auf den Moment, sondern auch bewusst zurückblickt. Nur so komme ich ins Staunen, wie Gott mich schon geführt und manchmal sogar gerettet hat. Wer das wahrnimmt, der geht anders, zuversichtlicher und gelassener in das Morgen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7638
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