Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Von der deutschen Schauspielerin Therese Giehse wird der Ausspruch überliefert: „Geht es dem Menschen gut, dann sagt er: Jeder ist seines Glückes Schmied! Geht es ihm schlecht, fragt er: Wo ist Gott?“
Hat sie damit nicht sehr recht? Wie oft habe ich schon wundervolle Dinge in meinem Leben erlebt und war rundherum zufrieden mit mir. In solchen Momenten denke ich kaum an Gott. Aber wehe, es geht mir wirklich schlecht. In solchen Momenten bin ich schnell am Jammern und frage, wie Gott das zulassen kann, warum er nicht endlich eingreift.
„Geht es dem Menschen gut, dann sagt er: Jeder ist seines Glückes Schmied! Geht es ihm schlecht, fragt er: Wo ist Gott?“ Ich verstehen diese Aussage noch in eine andere Richtung: Unser Leben besteht aus glücklichen Momenten aber auch aus den unglücklichen – und nur beides zusammen macht unser Leben wertvoll, nur beides zusammen IST unser Leben.
Ich will daher lernen, beides, das Schöne und das Schwere bewusst aus Gottes Hand zu nehmen und zwar nicht weil ich es verdient habe, sondern weil Gott mir dieses Leben zutraut, weil er es mir anvertraut hat.
Bei den schönen Dingen im Leben sind wir schnell dabei, sie als unseren Verdienst auszugeben, aber bei den schlechten Dingen? Wenn ich befördert werde, klopfe ich mir innerlich auf die Schulter und sage: „Gut gemacht“. Aber was soll ein Mensch sagen, dessen Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde? Hat der deswegen schlecht gearbeitet?
In der Bibel ist von Hiob die Rede, der sehr erfolgreich ist und eine große Familie hat - bis zu dem Tag, an dem er auf einmal alles verliert und am Ende sogar noch todkrank wird. Hat er da nicht allen Grund mit Gott zu hadern? Aber dieser Hiob sagt: „Ich habe das Gute aus Gottes Hand genommen, also werde ich auch das Schwere aus seiner Hand annehmen“. Ich weiß nicht, ob ich es in einer ähnlichen Situation schaffen werde, dies so zu sagen, aber ich wünsche es mir. Der erste Schritt dazu ist, die guten Dinge im Leben nicht als selbstverdient anzunehmen, sondern Gott dafür zu danken. Ich glaube, dass wir nur so fähig werden, auch das andere, das Schwere aus seiner Hand zu nehmen und mit seiner Hilfe zu rechnen. Jemand hat einmal gesagt: Das Gebet ist die Tür aus dem Gefängnis unserer Sorge. Probieren Sie es doch mal es aus!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7637
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