Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Waren wir früher eigentlich auch so undankbar? Bei meinen Kindern habe ich manchmal so den Eindruck, dass sie alles als selbstverständlich hinnehmen, aber wehe, es fehlt mal etwas, wie z.B. ihre geliebte Schokocreme beim Frühstück oder wenn die Lieblingsjeans nicht gewaschen ist. Von Dankbarkeit gegenüber den Eltern - keine Spur. Aber, waren wir früher nicht genau so?
Waren die Menschen überhaupt jemals anders? Ich lese momentan morgens in meiner Bibel vom Auszug des Volkes Israels aus Ägypten vor ein paar Tausend Jahren. Da fragt Mose die Leute, warum sie so undankbar gegen Gott sind. Haben sie denn wirklich alles vergessen, was Gott, für sie getan hatte?
Scheinbar haben sie vergessen, wer sie bis hierher geführt hatte, scheinbar haben sie vergessen, wer ihnen dieses Leben in Freiheit überhaupt erst ermöglichte – denn in Ägypten waren sie Sklaven. Dankbarkeit ist anscheinend eine schwierige Sache.
Obwohl, bei den Oscar-Preisverleihung, wenn die Künstler unter Tränen ihre Preise entgegen nehmen, kann man auch anderes erleben. Dann danken sie Mama und Papa, die sie schon früh in den Musik- oder Tanzunterricht brachten, oder ihren Arbeitskollegen, die ihre Fähigkeiten früh entdeckt und gefördert haben. Natürlich ist dabei manches gut gemachte Show, aber vieles, davon bin ich überzeugt, kommt auch tief aus dem Herzen.
Ich denke, es ist für mich selbst wichtig, dass ich mir immer wieder einmal bewusst mache, wie viel Grund ich habe, dankbar zu sein. Nicht nur für die schönen Dinge, sondern gerade für die schweren Zeiten, die ich nicht alleine durchstehen musste.
Dankbarkeit verändert unser Leben. Hätten wir es wirklich ohne Hilfe bis hierher geschafft? Das, was ich heute kann und bin, habe ich vielen Menschen zu verdanken - bei meinen Eltern angefangen - und nicht zuletzt habe ich es auch Gott zu verdanken.
Dabei geben gerade die schweren Zeiten unserem Leben erst Tiefgang, machen es reich und wertvoll. Und gerade in solchen Zeiten leben wir noch mehr von der Hilfe, Unterstützung und Begleitung durch Andere und durch Gott. Wer immer wieder einmal innehält und zurücksieht, der wird in seinem Leben viel Grund zur Dankbarkeit finden. Mit einer solchen Dankbarkeit gehen wir dann auch anders in unsere Zukunft: Was mich bis hierher getragen und mir Kraft gegeben hat, das wird mich auch in Zukunft tragen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7636
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