Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Seit vielen Jahren fahre ich mit meinem Mann in den Ferien nach Frankreich. Unser Ziel ist ein kleines, altes Steinhaus mitten in unberührter Natur. Es gibt keine Straßenbeleuchtung. Das Haus steht seit fast 200 Jahren. Es gehört zu einem Dorf, in dem nur noch wenige Häuser das ganze Jahr über bewohnt sind. Vor vielen Jahren beherbergte es einen Bauern mit seiner Familie. Schafe und Kühe hatten ihren Stall dort, wo heute die Kellerräume sind.
Wir nutzen das Haus nur im Urlaub. Außer uns und unseren Kindern kommt niemand her. So steht es oft monatelang verlassen da. In den ersten Jahren war ich auf der Hinfahrt immer aufgeregt. Ob alles in Ordnung ist? Ob ein Unwetter Schaden angerichtet hat? Ob eingebrochen wurde? Ich konnte kaum glauben, dass beim Wiederkommen selbst der Putzeimer noch dort stand, wo wir ihn zuletzt gebraucht hatten. Inzwischen ist es fast selbstverständlich geworden, dass das Haus uns zu jeder Jahreszeit unbeschadet erwartet, wieder aufnimmt. Uns schützt bei Schnee, Regen, Wind und Sonne. Wir uns dort ausruhen dürfen.
Wir arbeiten dort auch viel. Natürlich muss das Haus gepflegt, müssen die Fensterläden aus Holz immer wieder gestrichen werden. Müssen Bäume, die zu nahe am Haus wachsen gefällt werden.
Trotzdem berührt es mich auch nach 15 Jahren noch, wenn wir nach Monaten die schwere Türe aufschließen und uns der vertraute Geruch in die Nase steigt. Alles wie gewohnt an seinem Platz steht, wir einfach ankommen und da sein können: so wie wir jetzt sind.
In diesem Winter ist mir Psalm 31 dazu eingefallen. Immer haben Menschen versucht, in Bildern zu beschreiben, wie sie Gott begreifen, sich ihn vorstellen, an ihn glauben.
Gott ist wie eine feste Burg. Wie ein altes Haus aus Steinen, dem Wind und Wetter wenig anhaben kann. Er nimmt dich schützend auf, wann immer du ankommst, so wie du jetzt gerade bist.
Mit dem Psalm bete ich:„Herr, ich suche Zuflucht bei dir. Lass mich doch niemals scheitern. Rette mich in deiner Gerechtigkeit. Sei mir eine feste Burg. In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist. Du bist treu. Ich freue mich darüber, wie gut du bist: denn du siehst meinen Kummer. Du bist mit meiner Not vertraut. Herr ich vertraue dir.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7564
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