Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Vor einigen Tagen haben wir unseren Sommerurlaub gebucht. Zwei Wochen Korsika. Es war am vorletzten Tag der Weihnachtsferien. Meine Kinder dachten schon wieder an die Schule, meine Frau und ich an die Arbeit und den Alltag – die Familien-Laune war eigentlich im Keller. Aber mit der Reservierung auf dem Campingplatz änderte sich das schlagartig. Alle freuten sich plötzlich, und die schlechte Stimmung war wie weggeblasen.
Komisch eigentlich, denn es dauert immerhin noch einige Monate bis wir in Korsika am Strand liegen. Trotzdem: die Aussicht auf Sonne und Meer hat schon hier und heute bei uns was verändert: Wir freuen uns.
„Seid fröhlich in der Hoffnung“ (Römer12,12), hat der Apostel Paulus in einem seiner Briefe geschrieben. Ich glaube, er meint damit genau das, was wir beim Buchen unseres Urlaubs erlebt haben. „Seid jetzt schon fröhlich und freut euch, weil etwas sehr Schönes vor Euch liegt“. Paulus meint damit den Himmel, das Leben bei Gott. Das wird so schön, dass die Bibel es nur mit Bildern beschreiben kann: Als großes Festmahl mit herrlichem Essen und Spitzen-Weinen, als eine Stadt aus Gold und Diamanten, als ein Land, in dem es keine Angst und keine Tränen mehr gibt. - All diese Bilder wollen sagen: es wird großartig, einfach herrlich.
Wenn da etwas, auf mich zukommt, das unvergleichlich schöner ist als jeder Urlaub, dann müsste ich mich doch auch mindestens so sehr darauf freuen können. Woran liegts aber dass es oft nicht so ist? Woran liegts, dass der Gedanke an den Urlaub echte Vorfreude in mir aufkommen lässt, während der Gedanke an den Himmel, mich oft ziemlich kalt lässt.
Ich glaube es liegt daran, dass ich mir die kommenden Welt Gottes eben nicht so real vorstellen kann wie den kommenden Sommerurlaub. Vorfreude braucht immer Erfahrungen, an die sei anknüpfen kann. Ich muss schon einmal etwas Ähnliches erlebt haben, damit ich mich auf eine Sache freuen kann. Auf meinen Urlaubsort freue ich mich, weil ich entweder schon mal dort war oder mindestens Bilder davon gesehen habe oder eben weiß wie sich Sonne und Meer anfühlen.
Aber wo kann ich den Himmel erfahren? Der Philosoph Sören Kierkegaard hat mal gesagt: Ein Augenblick, den wir als vollendet schön erleben, das ist ein Atom, ein ganz kleines Stücken, vom Himmel. Also: Was ist für Sie wirklich schön? Ein Abendessen mit guten Freunden, ein spannendes Fußballspiel, bei dem die eigene Mannschaft gewinnt, ein Wahnsinnskonzert meines Lieblingsmusikers, die Liebe? Das alles gibt einen Vorgeschmack auf den Himmel. Aber nur einen ganz kleinen. In Wirklichkeit wird’s noch viel schöner.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=7551
weiterlesen...